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Wenn Weiß auch Grün sein kann.
FFrau Adams-Stenau, Gronau-Epe klingt ja irgendwie nach gemütlicher Landwirtschaft und nicht nach kreativer High Fashion. Wenn man dann aber bei Ihnen ankommt, entdeckt man überall absolut angesagte, topmodische Damenkollektionen. Wirklich beeindruckend.
Erst einmal vielen Dank für das Lob, wir geben uns schließlich auch sehr viel Mühe. Angefangen hat damals alles mit der Maßschneiderei meiner Großeltern. Oma hat Blusen geschneidert, Opa hat sie verkauft. Kunden waren Einzelhändler, Einkaufsverbände und Versandhäuser. Mein Vater übernahm den „Laden”, wie er unser Unternehmen liebevoll selber nennt, mit gerade mal 23 Jahren und hat den Verkauf dann konsequent auf das Handelsmarkengeschäft für Großkunden, Warenhäuser und Filialisten umgestellt, wie beispielsweise Bonita oder C&A. Dazu kamen später noch unsere Eigenmarken Just White und Louis and Mia, die wir außerdem auch selber vertreiben und die man überall in Deutschland, in ganz Europa, aber auch in Hongkong oder Australien bekommt. Und natürlich in unseren Onlineshops, weil der moderne Modekunde diese Einkaufsmöglichkeit heute einfach erwartet. Mittlerweile umfasst unser Angebot auch leichte Jacken, Kleider, Röcke und ab und zu mal eine Hose, aber der Schwerpunkt liegt nach wie vor auf Blusen, unserer großen Leidenschaft.
War es Ihnen schon als Kind klar, dass Sie eines Tages den väterlichen Betrieb übernehmen möchten?
Nein, ganz und gar nicht. Ich wollte nach dem Abitur einfach mal raus und mein eigenes Ding machen und habe BWL mit Schwerpunkt Touristik studiert. In dem Rahmen habe ich eine Weile in New York gearbeitet, ein Auslandsjahr in Melbourne verbracht und etwas von der Welt gesehen. Nach dem Studium habe ich dann eine Zeitlang bei einem Service-Dienstleister in Düsseldorf gearbeitet. Hier eingestiegen bin ich erst 2007, nach einem langen Spaziergang mit meinem Vater. Wir haben uns damals über die Zukunft unterhalten und er hat mich davon überzeugt, in die Heimat zurückzukehren und es einfach zu probieren. Spaß an Mode hatte ich ja schon immer und unsere Firma kannte ich ja bereits, weil ich schon als Kind und als Studentin immer wieder mal ausgeholfen hatte. Klar, es ist nicht immer ganz leicht, wenn man den eigenen Vater zum Chef hat. Aber ich glaube, dass es in jedem Familienunternehmen gewisse Unstimmigkeiten und Probleme gibt, die man gemeinsam besprechen muss. Wir klären diese Dinge dann untereinander und versuchen, das Emotionale und das rein Geschäftliche voneinander zu trennen. Bisher hat das immer sehr gut geklappt. Mittlerweile arbeitet auch mein jüngerer Bruder mit im Unternehmen, meine Schwester studiert noch, steht aber schon in den Startlöchern.
Mode habe ich immer geliebt. Sie mit viel Leidenschaft fair und möglichst nachhaltig zu produzieren,
liegt mir daher besonders am Herzen.
SABRINA ADAMS-STENAU
- Sabrina Adams-Stenau, Geschäftsführerin.
- Auch bei der Auswahl der sogenannten Zutaten für eine Bluse spürt man überall echte Liebe zum Detail.
- Aufwendige Stickereien werden nicht nur selbst entworfen, sondern auch mit den eigenen Stickereimaschinen produziert.
Wie haben Sie dieses besondere Gespür für Mode und Trends entwickelt, das man für Ihren Job tagtäglich braucht?
Ich glaube, ein kleiner Teil davon steckt in einem drin, mein Vater ist sehr kreativ und hat ein sicheres Feeling für Mode. Der Rest entsteht durch Lernen und Erfahrung. Mein Gespür hilft mir auf jeden Fall, immer wieder die Brücke zwischen Design und Vertrieb zu schlagen, also nicht nur zu erkennen, was gefällt, sondern auch, was sich gut verkaufen wird. Für die eigentliche Kreation ist aber Monika Stenau, die Frau meines Vaters und unser Head of Design, zuständig. Sie hat das Unternehmen gemeinsam mit meinem Vater aufgebaut und unseren Marken und Produkten ein modisches Profil gegeben. Inspirieren lassen wir uns von aktuellen Trends, auf internationalen Designershows, auf Messen und auf Onlineportalen. Dabei entwickelt man ganz automatisch seine eigenen Interpretationen und Ideen, findet andere Farben oder Muster und verknüpft das Ganze mit seiner individuellen Handschrift.
Sie sprachen vorhin von Ihren Eigenmarken, Just White und Louis and Mia. Für wen wurden sie entwickelt und was haben sie zu bieten?
Unsere Zielgruppe sind trendbewusste Modeliebhaberinnen, denen wir mit unseren Styles einfach ein gutes Gefühl geben wollen. 2010 haben wir mit Just White unsere erste Kollektion weißer Blusen gelauncht, mit den zwei Schwänen vom Gronauer Stadtwappen im Logo. Die Idee zu Just White entstand aus unserer Kernkompetenz, denn Weiß war immer ein Verkaufsrenner bei uns. 2015 kam mit Louis and Mia ein neues Premiumlabel dazu. Louis and Mia ist edel, modern und pur, eine Kombination aus Kreativität und Originalität. Dabei achten wir natürlich darauf, dass sich die Kollektionen nicht gegenseitig Konkurrenz machen und jede ihre klare Linie behält, auch preislich.
- Mit Volantärmeln ein Statement setzen: Handzeichnung einer stylishen Sommerbluse von Inhouse-Designerin Kirsten Sell für das Label Louis and Mia
- LOUIS and MIA: Höchster modischer Anspruch, innovative Shapes und kompromisslose Qualität – dafür steht das Premiumlabel LOUIS and MIA.
- JUST WHITE: Sportlich-feminine Styles, perfekte Passformen, authentisch und mit viel Liebe zum Detail – so ist JUST WHITE. Für diese Bluse der nachhaltigen Kollektion JUST WHITE NATURE wurde ausschließlich natürliches Ökomaterial verwendet.
Zu den Prinzipien Ihres Unternehmens gehört das Übernehmen unternehmerischer Verantwortung, auch in Sachen Nachhaltigkeit. Die scheint Ihnen am Herzen zu liegen.
Absolut. Wir sind kein Ökoanbieter und in Sachen Nachhaltigkeit bestimmt auch kein Vorreiter, aber wir hinterfragen ständig, welche Dinge wir bei uns nachhaltiger gestalten können. Schauen Sie sich zum Beispiel unsere aktuelle Kollektion Just White Nature mit nachhaltigen weißen Blusen an. Als Stoffe verwenden wir dafür ausschließlich natürliches Ökomaterial, sie werden unter fairen Arbeitsbedingungen gefertigt und ihre Produktion belastet die Umwelt dank unseres Cleaner-Air-Konzepts weniger. Cleaner Air bedeutet, dass wir die gesamte Energie für unser Unternehmen über Photovoltaik gewinnen und dadurch jährlich 300 Tonnen CO2 vermeiden. Darauf sind wir stolz. Dazu kommt, dass wir ausschließlich in Europa fertigen und im Vergleich zu Fernost-Importen kürzere Wege in der Logistik haben, was wiederum die Umwelt entsprechend weniger belastet. Wissen Sie, in einem Familienunternehmen entsteht nachhaltiges Denken von ganz allein, wenn man die Weichen für die Zukunft stellt. Außerdem habe ich zwei kleine Kinder und alle Entscheidungen von heute betreffen morgen schließlich auch sie.
In Ihrem Unternehmen gibt es aber auch noch mehr praktische Beispiele, wie man so manches mit ein bisschen Nachdenken besser machen kann.
Ja, denn auch kleine Veränderungen können wichtig sein. In der Vergangenheit war es so üblich und wurde auch so von den Kunden und besonders von den Versendern gefordert, dass die Ware einzeln verpackt in Einweg-Plastikhüllen geliefert wurde. Das haben wir seit längerem umgestellt und packen seitdem immer mehrere Teile knittersicher in nur eine Tüte. Diese wiederum wird mit anderen blockweise in recyceltes Material eingepackt. So verbrauchen wir ca. 75 % weniger Verpackungsmaterial und belasten die Umwelt weniger. Einen Teil unserer Kollektionsbügel haben wir von Plastik auf grasgepresste Bügel umgestellt und die Unmengen von Bügeln, die für den Versand benötigt werden, stammen schon lange aus einem Kreislaufsystem, ähnlich wie bei den Mehrwegflaschen. Nachhaltigkeit ist bei uns eben nicht nur Zeitgeist, sondern ein wichtiger, kontinuierlicher Prozess, bei dem es sicherlich auch noch einiges zu verbessern gibt. Wir sind hier nicht perfekt, aber wir bleiben dran – das finde ich persönlich wichtig und versuche, es voranzutreiben.
Heute gilt: Ich sehe was,
ich will’s sofort haben
und es muss gleichzeitig supergünstig sein. Das ist
ein schleichender Prozess,
durch den die Wertschätzung
für Mode, Qualität und für Handarbeit stetig abnimmt.
SABRINA ADAMS-STENAU
Heute gilt: Ich sehe was, ich will’s sofort haben und es muss gleichzeitig supergünstig sein. Das ist ein schleichender Prozess, durch den die Wertschätzung
für Mode, Qualität und für Handarbeit stetig abnimmt.
SABRINA ADAMS-STENAU
Slow ist das neue Fast in der Fashionindustrie.
So kostet es aber bestimmt auch etwas mehr, denn die Bügel oder die Biobaumwolle für Ihre Produkte sind bestimmt teurer als herkömmliche Produkte.
Das stimmt. Der Konsument geht oft einfach nach dem Preis. Früher wollte die Kundin sich schmücken, da wurden Blusen zum Beispiel für ganz bestimmte Anlässe gekauft, wie große Feiern oder wichtige Feste, und die Bluse durfte auch mal ein bisschen mehr kosten. Heute gilt oft: Ich sehe was, ich will’s sofort haben und es muss gleichzeitig supergünstig sein. Das ist ein schleichender Prozess, durch den die Wertschätzung für Mode, Qualität und für Handarbeit stetig abnimmt. Das finde ich sehr schade. Und leider hat die mittelständische Modeindustrie keine Lobby, die hier Druck in die Gegenrichtung machen könnte. Also versucht jeder für sich alleine sein Glück. Wir haben unsere Marken daher ganz bewusst im gehobenen und im Premiumbereich platziert, denn hier tickt die Kundin noch anders.
Immer wieder fällt in der Modediskussion der Begriff Fast Fashion. Wie bewerten Sie den Trend?
Fast Fashion begann für mich mit Anbietern wie Zara oder Primark. Auf einmal bekamen die Leute bei Zara als preiswerte Kopie, was erst sechs Wochen zuvor auf dem Laufsteg von beispielsweise Prada zu sehen war. Diese enorme Geschwindigkeit ist schon bewundernswert, dadurch konnte der Kunde ein High-Fashion-Image und das damit verbundene Lebensgefühl sofort kaufen und vorzeigen. Bei Fast Fashion wird jeder erfolgversprechende Trend sofort gescannt und in günstige Kopien umgesetzt, die nach ein- bis zweimaligem Tragen direkt wieder ausrangiert werden, weil der nächste Trend schon da ist. Da reicht die Zeit ja gar nicht mehr, dass ein Trend alle Menschen durchdringt. So schnell und supergünstig können und wollen wir auch gar nicht sein. Denn nur weil andere es günstiger machen, machen sie es ja nicht unbedingt besser, oder? Ich will jedenfalls kein Opfer dieser Entwicklung sein. Wir haben es selber in der Hand, lieben, was wir tun, und arbeiten mit viel Leidenschaft und Herzblut, bis ins Detail. Und: Wir produzieren in Europa, übererfüllen dort die jeweiligen Standards und beuten niemanden aus, nur weil ein Teil angeblich das oder das kosten muss.
Wohin geht der Trend bei SE-Blusen Stenau? Mode hat sich aus dem Straßenbild von heute weitgehend zurückgezogen, man ist nicht mehr so „angezogen“ wie früher und alles ist sehr casual geworden.
Na ja, dass die Mode sich aus dem Straßenbild zurückgezogen hat, finde ich zwar nicht, aber der Rest stimmt. Die „Casualisierung“ hat alle Zielgruppen durchdrungen und heute kannst du alles tragen, was dir Spaß macht. Genau da versuchen wir unsere Kundinnen abzuholen. Dabei wollen wir sie durch unseren ganz eigenen Stil inspirieren und motivieren. Wichtig ist ebenfalls, dass wir Saison für Saison den Modegrad unserer Kollektionen erhöhen, wobei sich gleichzeitig alles durch eine gewisse Lässigkeit auszeichnen muss, alterslos wirkt, egal, ob die Trägerin 35 oder 65 ist. Das kommt sehr gut an, denn heute tragen Mütter und Töchter ja oft ähnliche Looks, da viele Styles generationenübergreifend funktionieren. Für die Zukunft haben wir natürlich schon ein paar spannende Ideen, über die möchte ich aber noch nichts verraten. Nur so viel: Nachhaltigkeit wird auch dort eine wichtige Rolle spielen.
- Zwischendurch schaut die Chefin regelmäßig im Lager vorbei: „Ich bin ein Warenmensch und liebe unsere Produkte.“
- Tanja Bangel, Sabrina Adams-Stenau und Birgit Wiethege entwickeln gemeinsam schon das Farbkonzept für die kommende Kollektion.
- Echte Handarbeit: Mustererstellung im Atelier
- Die Kunst der Mode ist, mit allen Farben, die uns das Leben gibt, kleine Kunstwerke zu erschaffen.