*** HINTERGRUNDFARBE DER KOPFZEILE ANALOG ZUM ERSTEN ABSCHNITT ANZEIGEN ***
Der Wandel
der Werte.
Warum ist das Thema Nachhaltigkeit für Banken so wichtig?
Nachhaltigkeit ist nicht nur für Banken wichtig, sondern für jeden Menschen, denn sie hilft uns, die Zukunft gemeinsam besser zu gestalten. Natürlich kann man nicht alles und vor allem nicht sofort nachhaltig gestalten, die Chancen dafür bewerte ich schon sehr realistisch. Ich bin aber zuversichtlich, dass es sich lohnt, nachhaltige Ziele nachdrücklich zu verfolgen und sie nach und nach umzusetzen. Was Investmentbanken dafür tun können, ist zum Beispiel die Berücksichtigung ökologischer und sozialer Aspekte in der Anlageberatung und genau darauf zu achten, wie nachhaltig ein Unternehmen aufgestellt ist. Die Beurteilungskriterien werden dabei mit ESG abgekürzt: Das E steht für Environment, also die Umwelt, das S für Social, also soziale Themen, und das G für Governance, womit die Unternehmensführung gemeint ist. Sie sollen dabei helfen, die Zukunftschancen von Unternehmen im Sinne der Investoren besser bewerten zu können.
Immer mehr Menschen versuchen, ihren kleinen Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit zu leisten. Statt mit Wegwerfschwämmen aus Plastik wird dann zum Beispiel mit einer Naturbürste gespült. So hat man zwar ein besseres Gewissen, zahlt aber gleichzeitig mehr und das Geschirr wird nicht mehr richtig sauber. Wie ist das bei nachhaltigen Fonds?
Hier muss man erst einmal unterscheiden zwischen nachhaltigem Konsumieren und nachhaltigem Investieren. Der Konsument hat gelernt, dass konventionelle, umweltbelastende Produkte wie der Scheuerschwamm oft besser sind als das Naturprodukt und dass alles, wo „umweltfreundlich“ draufsteht, dazu auch noch teurer ist. Bei nachhaltigen Fonds ist das anders, sie kosten nämlich genauso viel wie die herkömmlichen. Zugegeben, bis 2015 war die Rendite nachhaltiger Fonds ein wenig geringer, aber seitdem gibt es immer mehr Produkte mit deutlich besseren Ergebnissen. Um beim Bild der Spülbürste zu bleiben: Unser nachhaltiges Produkt ist nicht teurer, leistet mehr und man tut gleichzeitig noch etwas für die Umwelt.
Nachhaltigkeit ist Teil eines Wertewandels, der die Trennung zwischen Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft aufheben oder zumindest überbrücken will.
DR. HENRIK PONTZEN
Nachhaltigkeit wird oft nur als Umweltthema verstanden, als das E in ESG. Sie bewerten aber auch soziale Performance und wie ein Unternehmen geführt wird, also das S und das G. Da kommen dann ja wieder andere moralische Aspekte zum Tragen.
Genau. Schon 1990 haben wir einen der ersten nachhaltigen Fonds aufgelegt und gehörten damit zu den Pionieren. Getrieben war diese Entwicklung damals durch die Kirchenbanken, die auf keinen Fall in moralisch verwerfliche Geschäfte wie Rüstung, Pornografie oder Tabak investieren wollten. Wir haben uns sofort und gerne darum gekümmert, seitdem steckt die Vermeidung von unethischem Investieren in unserer DNA. Aber man muss natürlich nicht nur Böses ausschließen, sondern gleichzeitig muss man Gutes fördern.
Nicht jedes Unternehmen ist bereits nachhaltig genug aufgestellt, aber vielleicht schon auf einem guten Weg, auch wenn es noch nicht in jedem Punkt allen Nachhaltigkeitskriterien gerecht wird. Würde das mit in Ihre Bewertungen einfließen?
Man kann es vielleicht mit dem Schulnotensystem vergleichen, wo man auch mal in einem Fach nicht ganz so fit ist und trotzdem einen guten Notendurchschnitt erzielen kann. Unsere wichtigste Aufgabe sehen wir eher darin, interessierte Unternehmen beim Thema Nachhaltigkeit aktiv zu unterstützen. Im Laufe dieses Prozesses werden positive Entwicklungen erkannt und schlechte werden entweder ausgeschlossen oder es werden Verbesserungen eingefordert. Immer Hand in Hand mit unseren Kunden, getreu dem Motto „Gemeinsam sind wir stärker“. Das beweist sich übrigens auch, wenn man Einfluss auf die nachhaltige Ausrichtung von Großfirmen nehmen will. Bei vielen dieser Unternehmen gehören den Volksbank-Kunden bedeutende Aktienpakete und ihre Forderungen nach mehr Nachhaltigkeit werden entsprechend erhört.
Wissenschafts- und Medienprofi
→ Dr. Henrik Pontzen, 40, ist Leiter der Abteilung Nachhaltigkeit der Fondgesellschaft Union Investment, die zum bundesweiten Verbund der Volks- und Raiffeisenbanken gehört. Der gebürtige Rheinländer hat Philosophie und Volkswirtschaft in Bonn und Kopenhagen studiert und zum Thema Risikoethik promoviert. Er hat zwei Kinder und fährt aus Prinzip mit der Bahn. Insgesamt 70.000 Kilometer im Jahr. Wow!
So wie die Initiative Climate Action 100+, die von institutionellen Anlegern auf der ganzen Welt, unter anderem von Ihrem Unternehmen, unterstützt wird, oder? Die Initiative hat doch erst vor kurzem von den 160 weltweit größten Umweltverschmutzern konkrete Strategien zur Erreichung von Nullemissionen gefordert.
Ganz genau. Ein passendes Beispiel zu diesem Thema: In Brasilien brach im Januar 2019 ein Staudamm, 270 Menschen starben. Der Damm gehörte VALE, einem der größten Bergbauunternehmen der Welt. Wo Menschen sterben, fragt man sich natürlich, wie das passieren konnte. Und ob woanders noch weitere, ähnliche VALE-Staudämme stehen, die Menschen gefährden könnten. Das fragen sich selbstverständlich auch die Aktionäre und üben gemeinsam Druck auf das Unternehmen aus, direkt und sofort.
Gemeinsam sind wir stärker: Nachhaltigkeit passt scheinbar sehr gut zu den Grundsätzen einer Genossenschaftsbank, oder?
Genau. Das genossenschaftliche Prinzip an sich ist ja schon nachhaltig, denn Genossenschaft heißt ja auch: mit anderen zusammen etwas bewegen, was Einzelne nicht können. Und dass die Starken die Schwachen mitnehmen und unterstützen. Nachhaltige Vermögensanlage passt also hundertprozentig zu den Volks- und Raiffeisenbanken, das verstehen die Berater und zunehmend auch die Kunden. Entsprechend wachsen auch nachhaltige Fondslösungen und wir exponentiell weiter.
Letzte Frage: Sind Sie letztes Jahr wirklich 70.000 Kilometer mit der Bahn gefahren?
Ja, das stimmt. Wahrscheinlich fahren nur wenige Deutsche mehr mit der Bahn als ich. Per Auto bin ich nur ganz selten unterwegs, mit der Bahncard 100 ist das Reisen nämlich wesentlich stressfreier und günstiger. Im Vergleich zu unseren jüngeren Mitarbeitern ist das allerdings nichts Besonderes, bei denen ist nachhaltiges Denken und Handeln noch wesentlich ausgeprägter und es bestimmt ihr Verhalten viel mehr, denn sie sind schließlich schon damit groß geworden.
Warum ist das Thema Nachhaltigkeit für Banken so wichtig?
Nachhaltigkeit ist nicht nur für Banken wichtig, sondern für jeden Menschen, denn sie hilft uns, die Zukunft gemeinsam besser zu gestalten. Natürlich kann man nicht alles und vor allem nicht sofort nachhaltig gestalten, die Chancen dafür bewerte ich schon sehr realistisch. Ich bin aber zuversichtlich, dass es sich lohnt, nachhaltige Ziele nachdrücklich zu verfolgen und sie nach und nach umzusetzen. Was Investmentbanken dafür tun können, ist zum Beispiel die Berücksichtigung ökologischer und sozialer Aspekte in der Anlageberatung und genau darauf zu achten, wie nachhaltig ein Unternehmen aufgestellt ist. Die Beurteilungskriterien werden dabei mit ESG abgekürzt: Das E steht für Environment, also die Umwelt, das S für Social, also soziale Themen, und das G für Governance, womit die Unternehmensführung gemeint ist. Sie sollen dabei helfen, die Zukunftschancen von Unternehmen im Sinne der Investoren besser bewerten zu können.
Immer mehr Menschen versuchen, ihren kleinen Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit zu leisten. Statt mit Wegwerfschwämmen aus Plastik wird dann zum Beispiel mit einer Naturbürste gespült. So hat man zwar ein besseres Gewissen, zahlt aber gleichzeitig mehr und das Geschirr wird nicht mehr richtig sauber. Wie ist das bei nachhaltigen Fonds?
Hier muss man erst einmal unterscheiden zwischen nachhaltigem Konsumieren und nachhaltigem Investieren. Der Konsument hat gelernt, dass konventionelle, umweltbelastende Produkte wie der Scheuerschwamm oft besser sind als das Naturprodukt und dass alles, wo „umweltfreundlich“ draufsteht, dazu auch noch teurer ist. Bei nachhaltigen Fonds ist das anders, sie kosten nämlich genauso viel wie die herkömmlichen. Zugegeben, bis 2015 war die Rendite nachhaltiger Fonds ein wenig geringer, aber seitdem gibt es immer mehr Produkte mit deutlich besseren Ergebnissen. Um beim Bild der Spülbürste zu bleiben: Unser nachhaltiges Produkt ist nicht teurer, leistet mehr und man tut gleichzeitig noch etwas für die Umwelt.
Nachhaltigkeit ist Teil eines Wertewandels, der die Trennung zwischen Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft aufheben oder zumindest überbrücken will.
DR. HENRIK PONTZEN
Nachhaltigkeit wird oft nur als Umweltthema verstanden, als das E in ESG. Sie bewerten aber auch soziale Performance und wie ein Unternehmen geführt wird, also das S und das G. Da kommen dann ja wieder andere moralische Aspekte zum Tragen.
Genau. Schon 1990 haben wir einen der ersten nachhaltigen Fonds aufgelegt und gehörten damit zu den Pionieren. Getrieben war diese Entwicklung damals durch die Kirchenbanken, die auf keinen Fall in moralisch verwerfliche Geschäfte wie Rüstung, Pornografie oder Tabak investieren wollten. Wir haben uns sofort und gerne darum gekümmert, seitdem steckt die Vermeidung von unethischem Investieren in unserer DNA. Aber man muss natürlich nicht nur Böses ausschließen, sondern gleichzeitig muss man Gutes fördern.
Nicht jedes Unternehmen ist bereits nachhaltig genug aufgestellt, aber vielleicht schon auf einem guten Weg, auch wenn es noch nicht in jedem Punkt allen Nachhaltigkeitskriterien gerecht wird. Würde das mit in Ihre Bewertungen einfließen?
Man kann es vielleicht mit dem Schulnotensystem vergleichen, wo man auch mal in einem Fach nicht ganz so fit ist und trotzdem einen guten Notendurchschnitt erzielen kann. Unsere wichtigste Aufgabe sehen wir eher darin, interessierte Unternehmen beim Thema Nachhaltigkeit aktiv zu unterstützen. Im Laufe dieses Prozesses werden positive Entwicklungen erkannt und schlechte werden entweder ausgeschlossen oder es werden Verbesserungen eingefordert. Immer Hand in Hand mit unseren Kunden, getreu dem Motto „Gemeinsam sind wir stärker“. Das beweist sich übrigens auch, wenn man Einfluss auf die nachhaltige Ausrichtung von Großfirmen nehmen will. Bei vielen dieser Unternehmen gehören den Volksbank-Kunden bedeutende Aktienpakete und ihre Forderungen nach mehr Nachhaltigkeit werden entsprechend erhört.
Wissenschafts- und Medienprofi
→ Dr. Henrik Pontzen, 40, ist Leiter der Abteilung Nachhaltigkeit der Fondgesellschaft Union Investment, die zum bundesweiten Verbund der Volks- und Raiffeisenbanken gehört. Der gebürtige Rheinländer hat Philosophie und Volkswirtschaft in Bonn und Kopenhagen studiert und zum Thema Risikoethik promoviert. Er hat zwei Kinder und fährt aus Prinzip mit der Bahn. Insgesamt 70.000 Kilometer im Jahr. Wow!
So wie die Initiative Climate Action 100+, die von institutionellen Anlegern auf der ganzen Welt, unter anderem von Ihrem Unternehmen, unterstützt wird, oder? Die Initiative hat doch erst vor kurzem von den 160 weltweit größten Umweltverschmutzern konkrete Strategien zur Erreichung von Nullemissionen gefordert.
Ganz genau. Ein passendes Beispiel zu diesem Thema: In Brasilien brach im Januar 2019 ein Staudamm, 270 Menschen starben. Der Damm gehörte VALE, einem der größten Bergbauunternehmen der Welt. Wo Menschen sterben, fragt man sich natürlich, wie das passieren konnte. Und ob woanders noch weitere, ähnliche VALE-Staudämme stehen, die Menschen gefährden könnten. Das fragen sich selbstverständlich auch die Aktionäre und üben gemeinsam Druck auf das Unternehmen aus, direkt und sofort.
Gemeinsam sind wir stärker: Nachhaltigkeit passt scheinbar sehr gut zu den Grundsätzen einer Genossenschaftsbank, oder?
Genau. Das genossenschaftliche Prinzip an sich ist ja schon nachhaltig, denn Genossenschaft heißt ja auch: mit anderen zusammen etwas bewegen, was Einzelne nicht können. Und dass die Starken die Schwachen mitnehmen und unterstützen. Nachhaltige Vermögensanlage passt also hundertprozentig zu den Volks- und Raiffeisenbanken, das verstehen die Berater und zunehmend auch die Kunden. Entsprechend wachsen auch nachhaltige Fondslösungen und wir exponentiell weiter.
Letzte Frage: Sind Sie letztes Jahr wirklich 70.000 Kilometer mit der Bahn gefahren?
Ja, das stimmt. Wahrscheinlich fahren nur wenige Deutsche mehr mit der Bahn als ich. Per Auto bin ich nur ganz selten unterwegs, mit der Bahncard 100 ist das Reisen nämlich wesentlich stressfreier und günstiger. Im Vergleich zu unseren jüngeren Mitarbeitern ist das allerdings nichts Besonderes, bei denen ist nachhaltiges Denken und Handeln noch wesentlich ausgeprägter und es bestimmt ihr Verhalten viel mehr, denn sie sind schließlich schon damit groß geworden.