*** HINTERGRUNDFARBE DER KOPFZEILE ANALOG ZUM ERSTEN ABSCHNITT ANZEIGEN ***

*** TEXTFARBE „WEITERE ARTIKEL“ SCHWARZ SETZEN ***

1.

Jeder gehört dazu

______ Die Schülerschaft der integrierten Irena-Sendler-Gesamtschule in Ahaus ist so vielfältig wie die keiner anderen weiterführenden Schule der Stadt. Ähnlich wie in den Grundschulen werden Schüler aller Schulformempfehlungen gemein­sam beschult. Die Vielfalt sowie die unterschiedlichen Stärken jedes Indivi­duums werden dabei als Bereicherung des Schullebens angesehen. Ganz selbstverständlich werden Kinder mit und ohne Förderbedarf oder Behinderung unterrichtet. Wie das Ganze funk­tioniert, erklärt uns Sandra Honrath, die hier als Klassenlehrerin und Sonderpädagogin arbeitet, bei einem Schulbesuch.

______ Die Schülerschaft der integrierten Irena-Sendler-Gesamtschule in Ahaus ist so vielfältig wie die keiner anderen weiterführenden Schule der Stadt. Ähnlich wie in den Grundschulen werden Schüler aller Schulformempfehlungen gemein­sam beschult. Die Vielfalt sowie die unterschiedlichen Stärken jedes Indivi­duums werden dabei als Bereicherung des Schullebens angesehen. Ganz selbstverständlich werden Kinder mit und ohne Förderbedarf oder Behinderung unterrichtet. Wie das Ganze funk­tioniert, erklärt uns Sandra Honrath, die hier als Klassenlehrerin und Sonderpädagogin arbeitet, bei einem Schulbesuch.

Frau Honrath, zuerst eine vielleicht etwas ungewöhnliche Frage: Wer ist bzw. war die Namenspatronin Ihrer Schule?
Irena Sendler war eine polnische Sozialarbeiterin und Krankenschwester. Als das Warschauer Getto im November 1940 zum Sperrgebiet erklärt wurde, besorgte Frau Sendler für sich und ihre Helferinnen Dienstausweise der Sanitärkolonne, zu deren Aufgabe die Bekämpfung ansteckender Krankheiten gehörte. So konnte sie mit mutigen Helfern fast 2.500 jüdische Kinder aus dem Getto schmuggeln, um sie in polnischen Familien, Klöstern und Waisenhäusern unterzubringen und ihnen falsche Papiere zu besorgen. Um eine spätere Zusammenführung der Kinder mit ihren Eltern zu ermöglichen, führte sie Namenslisten mit verschlüsselten Adressen und versteckte sie in Einmachgläsern unter einem Apfelbaum.

Daher stammt die Inspiration für das große Wandbild mit dem Apfelbaum in der Mensa Ihrer Schule, richtig?
Genau. Irena Sendler widmete ihr Leben den Kindern, und zwar allen. Von ihr stammt das Zitat: „Man teilt Menschen nur in gute und schlechte ein. Nationalität, Rasse, Religion haben keine Bedeutung. Nur was für ein Mensch jemand ist.“ Das passt genau zu unserer Sicht der Dinge. Der Prozess der Namensgebung wurde im Schuljahr 2018/19 gemeinsam mit der gesamten Schulgemeinschaft bestritten. Besonders schön finde ich, dass Irena Sendler von einem Schüler vorgeschlagen wurde. Wenigen von uns war sie überhaupt ein Begriff, aber als wir von ihrem Wirken und ihrem Einsatz für die jüdischen Kinder hörten, waren die Gemeinsamkeiten sehr schnell deutlich.

2.
  1. Die ISG möchte Kindern ein Gefühl von Wertschätzung und Geborgenheit vermitteln und ihnen dabei helfen, eine Orientierung zu finden
  2. Jeder Schüler wird auf seinem individuellen Weg begleitet, Verantwortung für das eigene Lernen zu übernehmen.

Wenn man sich hier umschaut, fällt einem sofort auf, wie hell und weitläufig Ihre Schule ist. Wie viele Schüler unterrichten Sie hier?
Aktuell sind es 1.262 Schüler, die von 125 Lehrerkräften unterrichtet werden, zu denen auch ein Team von 10 Kollegen im Bereich Sonderpädagogik gehört, das sich in Kooperation mit den Regelschullehrern um unsere 71 Förderschüler kümmert. Unser Ziel ist es, den gemeinsamen Unterricht im Klassenverband durch gegenseitiges Unterstützen und gezielte individuelle Förderungen möglichst lange aufrechtzuerhalten. Wenn Sie sich bei uns umschauen, werden Sie feststellen, dass hier sehr viele junge, engagierte Lehrer arbeiten. Sie entscheiden sich bewusst für eine Gesamtschule. In anderen Schulformen ist die Schülerschaft homogener, an der Gesamtschule geht es von hochintelligenten Überfliegern bis zu Kindern, die durch eine geistige Behinderung am Ende ihrer Schulzeit vielleicht gerade mal bis 20 rechnen können. Das ist für viele Lehrer Herausforderung und Motor zugleich. Ein junges Kollegium bedeutet auch, dass wir besonders offen für Neues sind, zum Beispiel für die spannenden Möglichkeiten, die uns die Digitalisierung bietet. Das hat bei der Aufrechterhaltung unseres Lehrangebots während Corona übrigens sehr geholfen. Zum kommenden Schuljahr möchten wir im Jahrgang 5 die digitale Arbeitsweise noch deutlich ausweiten und entwickeln in unseren „Denkfabriken“ gerade neue Unterrichtsmethoden und -materialien dazu.

Einer der Schwerpunkte Ihrer Schule ist die Inklusion von Kindern mit Förderbedarf. Können Sie unseren Lesern das vielleicht kurz erläutern?
Aber gerne. Der weite Inklusionsbegriff ist uns an der ISG sehr wichtig, denn er umfasst deutlich mehr Bereiche als die Inklusion von Förderschülern. Heute soll es aber genau um den Bereich und damit um den engeren Inklusionsbegriff gehen. An unserer Schule werden Kinder mit und ohne sonderpädagogische Unterstützungsbedarfe gemeinsam unterrichtet. Dabei können die Unterstützungsbedarfe sehr unterschiedlich sein. Sie werden in diese sieben Arten eingeteilt: Sehen, Hören und Kommunikation, Sprache, körperliche und motorische Entwicklung, emotionale und soziale Entwicklung, Lernen und geistige Entwicklung. In den meisten Unterstützungsbedarfen werden die Schüler zielgleich unterrichtet. Das bedeutet, dass sie wie alle anderen Schüler der Schule unterrichtet werden. Ihren individuellen Unterstützungsbedarfen wird dann durch individuelle Nachteilsausgleiche und Förderpläne Rechnung getragen, die sich an den jeweiligen Bedarfen der einzelnen Schüler orientieren. Das bedeutet beispielsweise, dass zwei Kinder mit dem Unterstützungsbedarf Lernen, die eine Klasse besuchen, dennoch völlig unterschiedliche Lernniveaus haben können. Ziel ist es, dass sich alle Kinder einer Klasse auf ihrem eigenen Niveau mit einem gemeinsamen Lerngegenstand auseinandersetzen können. Das ist teilweise eine große Herausforderung für uns und erfordert viel Engagement, Kooperation und Fantasie.   

Till Niehues, Robin vom Hove, Anke Sälker, Sandra Hantath, Sophia Pachomov, Diana Seitz und Hannah Wessendorf sind die Integrationskräfte der ISG. „Gemeinsam bilden wir ein echtes Powerteam, mit dem die individuelle Unterstützung unserer Schüler richtig Spaß macht.“

Man teilt Menschen nur in gute und schlechte ein. Nationalität, Rasse, Religion haben keine Bedeutung. Nur was für ein Mensch jemand ist.

1.
1.

Irena Sendler war eine polnische Sozialarbeiterin und Krankenschwester. Sie konnte mit Hilfe mutiger Helfer im Zweiten Weltkrieg fast 2.500 jüdische Kinder aus dem Getto schmuggeln, um sie in polnischen Familien, Klöstern und Waisenhäusern unterzubringen und ihnen falsche Papiere zu besorgen. Um eine spätere Zusammenführung der Kinder mit ihren Eltern zu ermöglichen, führte sie Namenslisten mit verschlüsselten Adressen und versteckte sie in Einmachgläsern unter einem Apfelbaum.

Man teilt Menschen nur in gute und schlechte ein. Nationalität, Rasse, Religion haben keine Bedeutung. Nur was für ein Mensch jemand ist.

Jedes Kind hat unterschiedliche Interessen und Begabungen. Wir sind da, um sie zu fördern.

Irena Sendler war eine polnische Sozialarbeiterin und Krankenschwester. Sie konnte mit Hilfe mutiger Helfer im Zweiten Weltkrieg fast 2.500 jüdische Kinder aus dem Getto schmuggeln, um sie in polnischen Familien, Klöstern und Waisenhäusern unterzubringen und ihnen falsche Papiere zu besorgen. Um eine spätere Zusammenführung der Kinder mit ihren Eltern zu ermöglichen, führte sie Namenslisten mit verschlüsselten Adressen und versteckte sie in Einmachgläsern unter einem Apfelbaum.

4.

Können Sie uns Beispiele geben, wie individuelle Förderung in der Praxis aussieht? 
Unser Konzept heißt „Inklusion – denn jeder gehört dazu“. Es wird mit jedem neuen Jahrgang angepasst und verbessert, darauf sind wir stolz. Nehmen wir unsere VIP-Lounge, das ist ein anschauliches Beispiel für die sonderpädagogische Unterstützung bei uns. Die Lounge ergänzt den inklusiven Unterricht im Klassenverband. Das VIP der Lounge steht dabei nicht für „very important people“, obwohl unsere Schüler das natürlich alle sind (lacht), sondern für vielfältig, inklusiv, präventiv. Unsere Lounge funktioniert ähnlich wie eine Sprechstunde beim Arzt. Wenn Schüler ein Problem bei der Bearbeitung ihrer Aufgaben haben, können sie in die VIP-Lounge kommen. Dort erwartet sie ein Sonderpädagoge, der ihnen den Unterrichtsinhalt noch einmal erklärt, Anschauungsmaterialien zur Hilfe nimmt oder vielleicht auch nur etwas mehr Ruhe zur Konzentration anbietet. Wenn der Schüler die Aufgabe selbstständig weiterbearbeiten kann, hat er die Wahl, dies entweder bis zum Stundenende in der VIP-Lounge zu tun oder wieder in die Klasse zu gehen und dort im Klassenverband weiter an der Aufgabe zu arbeiten.

An Ihrer Schule gibt es in der neunten und zehnten Klasse die Möglichkeit, ein schulbegleitendes Langzeitpraktikum in einem Betrieb durchzuführen. Wie funktioniert das? 
Das Langzeitpraktikum ist Teil der Landesinitiative „Kein Abschluss ohne Anschluss – Übergang Schule/Beruf in NRW“ und wird durch das Land NRW gefördert und unterstützt, um Schülern den Zugang in das Berufsleben zu vereinfachen. Unsere Schüler, die zieldifferent beschult werden, nehmen die Möglichkeiten eines solchen Praktikums oft gerne an. Die Teilnahme funktioniert auf freiwilliger Basis. Man arbeitet ein bis drei Tage pro Woche und wird dabei in einem Betrieb angeleitet. Den Rest der Zeit geht man zur Schule und nimmt an einem reduzierten Unterricht teil, der dem individuellen Förderbedarf entspricht. Das funktioniert richtig gut. Die Jugendlichen werden Teil der Firma, bauen Bindungen auf, haben Kollegen und echte Erfolgserlebnisse, die sie nachhaltig motivieren und ihnen Selbstvertrauen geben. Sie können beweisen, dass sie handwerklich sehr geschickt sowie freundlich im Kontakt mit Kunden sein können und mit alten Menschen gut umgehen. Gleichzeitig können die beteiligten Betriebe interessierte Jugendliche kennenlernen, Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit benachteiligten oder schwierigen Jugendlichen sammeln und herausfinden, ob sie in die betriebliche Praxis integriert werden können. Bei uns in der Region sind die Betriebe sehr offen für die Beschäftigung von Langzeitpraktikanten. Viele der Praktikanten können im Anschluss an das Praktikum einen Lehrgang, eine Ausbildung oder ein Beschäftigungsverhältnis in dem Betrieb beginnen. Das ist ein toller Erfolg für die Schüler und die Betriebe.

  1. Irena Sendler, Quelle: https://artsandculture.google.com/entity/irena-sendler/m02xbt_?hl=de

  2. Die ISG ist eine Ganztagsschule, an der die Schüler an drei Nachmittagen in der Woche auch nachmittags unterrichtet werden. 

  3. Durch gegenseitiges Unterstützen und gezielte individuelle Förderungen wird der gemeinsame Unterricht im Klassenverband möglichst lange aufrechterhalten.

  4. Coole Pauker: Herr Thomas Hackmann, Deutsch- und Geschichtslehrer an der ISG, und Fabian Niemeier, Geschichts- und Sportlehrer.
5.

Durch die Integration von Schülern mit Förderbedarf in den Regelschulbetrieb ist der Bedarf an sogenannten Integrationskräften an Schulen in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen. Wer sind diese Integrationshelfer und was leisten sie an Ihrer Schule? 
Eine Integrationskraft ist ein Bindeglied zwischen Schülern, Kollegium und Elternhaus und kann von den Eltern als Einzelfallhilfe für das jeweilige Kind beim Sozialamt oder Jugendamt beantragt werden. Integrationskräfte sind häufig junge Erwachsene, die sich im Rahmen eines freiwilligen sozialen Jahres einbringen wollen. Wir konnten aber auch Integrationshelfer gewinnen, die sich längerfristig bei einem Träger wie der Caritas, dem Deutschen Roten Kreuz oder den Maltesern einstellen lassen. Das hat den großen Vorteil, dass entstandene Beziehungen zwischen dem Kind und der Integrationskraft bestehen bleiben und nicht jedes Jahr neue Bindungen aufgebaut werden müssen. Für uns als Schule hat das natürlich auch den Vorteil, dass langfristige Kooperationen möglich werden.

Ist eine spezielle Ausbildung nötig, um als Integrationskraft arbeiten zu können? 
Nein, bei uns sind auch Helfer ohne Vorerfahrung jederzeit willkommen. Wir begleiten neue Integrationskräfte dann bei der Betreuung der Kinder und leiten sie an, damit sie nach und nach eine Schlüsselrolle in der individuellen Betreuung von Kindern mit Förderbedarf an unserer Schule übernehmen können. Sie spielen mit den Kindern, geben ihnen Hilfestellung im Unterricht, unterstützen sie bei den Schulaufgaben und sind dafür zuständig, dass die betreuten Schüler sich im Schulalltag zurechtfinden. Ein toller Job! Wer Lust hat, mitzumachen, kann sich gerne bei den entsprechenden Trägern oder auch bei mir melden.

Vielen Dank für das Gespräch, Frau Honrath. 

vbga_isg_lageplan_schwarz

Jedes Kind hat unterschiedliche Interessen und Begabungen. Wir sind da, um sie zu fördern.

6.

Jedes Kind hat unterschiedliche Interessen und Begabungen. Wir sind da, um sie zu fördern.

FABIAN NIEMEIER