Regionale Intelligenz:
Da biste Platt!

______ Die ganze Welt spricht momentan von künstlicher Intelligenz und ihren ungeahnten Möglichkeiten für die Menschheit. KI kann alles, weiß alles und wird den Menschen immer mehr Arbeit abnehmen. Auch in unserer Bank, vermutlich. Es gibt aber auch Dinge, die KI bislang nicht kann und die nach wie vor wichtig sind für einige unserer Kunden.  Plattdeutsch zum Beispiel. 

Guddn Dag!
Wenn ick hier no’n Konto upmaken will, wat bünt de Spöllregeln? Un wo vull Zinsen krie ick hier?

Guten Tag! Wenn ich hier ein Konto eröffnen möchte, welche Konditionen können Sie mir anbieten? Und wie viel Zinsen bekomme ich hier?

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Oder genauer gesagt: westmönsterlänsk Platt. Um up Platt zu proatn, braucht man daher Berater mit RI (regionaler Intelligenz) statt KI. Berater wie Michel Gewers und Stephan Huning. Wieso sprecht ihr beiden eigentlich so gerne Platt?

Michel Gewers: Ich stamme von einem Bauernhof in Ellewick, 100 m von der niederländischen Grenze entfernt. Bei uns zuhause wird mit der Mutter und den Großeltern nur Platt gesprochen. Selbst Omas Kochbuch, das bis heute in Gebrauch ist, ist auf Platt. Für mich ist es die Sprache der Familie und meiner Heimat, auch wenn wir Geschwister untereinander meist Hochdeutsch miteinander reden. 

Stephan Huning: Im Gegensatz zu Michel habe ich Platt nicht von Kindesbeinen an gelernt. Meine Eltern und Großeltern sprachen aber Platt miteinander und da habe ich immer aufmerksam zugehört. Als ich dann 15 oder 16 war, fing ich an, selbst Platt zu lernen, es gefiel mir einfach und klang nach Zuhause. Meine Tochter, die heute im gleichen Alter ist wie ich damals, versucht es jetzt übrigens auch und streut schon immer mehr plattdüütsche Wörter ein. Finde ich gut!

Michel Gewers

(26), Baufinanzierungsberater in der Filiale Alstätte. Wohnt auch in Alstätte, stammt ursprünglich aus Vreden-Ellewick. Hobbys: Fußball, Reisen und seine
Doppelkopfrunde.

Wie viele eurer Kunden sprechen euch denn überhaupt auf Platt an?

Michel Gewers: So etwa 50 bis 60 meiner 500 Kunden wissen, dass ich Platt spreche, die meisten kennen mich auch schon seit Jahren. Wenn ich das Kundengespräch mit einem „Goeden Dach!” eröffne, freuen die sich natürlich und dann geht es munter auf Platt weiter. Beratungsthemen sind zum Beispiel kleine Darlehen oder die Geldanlage. Wenn die Kunden wissen wollen, wo dat Geld is, dann antworte ik de Kunden naturlik ook op Platt, wo dat Geld is. Wir sind schließlich die Bank in der Region und für die Region, deswegen stellen wir uns auf die Menschen hier ein und sprechen ihre Sprache. Egal, ob Hochdeutsch, Platt oder Niederländisch, das einige Kollegen und ich übrigens auch fließend sprechen.

Stephan Huning: Ich spreche beruflich nicht so oft Platt, aber doch schon so ein paar Mal in der Woche. Man merkt dann schon am Telefon, ob ein Kunde Platt sprechen will, und wenn man es beherrscht, ist das für ihn ein Qualitätsmerkmal. Er fühlt sich einfach wohler, weil ich genau seine Sprache spreche, er mich so besser versteht und wir eventuelle technische Probleme gemeinsam schneller lösen. Das funktioniert hervorragend, trotz digitaler Themen wie Online-Banking, Software-Support oder Kartenzahlungen. Die überwiegend aus dem Englischen stammenden Fachbegriffe werden einfach nicht verändert und die verbindenden Worte bleiben Platt.

Stephan Huning

(55), Berater für elektronische Bankdienstleistungen in der Hauptstelle Gronau, stammt aus Vreden-Ammeloe. Hobbys: Blasmusik, Radfahren.

Mir steckt es jedenfalls in Leib und Seele.

MICHEL GEWERS

Wird auch 2050 noch Platt bei uns in der Bank gesprochen?

Michel Gewers: Das hoffe ich doch sehr. Momentan ist es zwar eher die ältere Generation und die Sprache entwickelt sich immer weiter, aber es gibt schließlich auch noch jede Menge jüngere Leute in meinem Alter, die stolz auf ihre Heimatregion sind und für die westmönsterlänsk Platt ein Lebensgefühl ist. Mir steckt es jedenfalls in Leib und Seele. 

Stephan Huning: Wir können ja selbst dabei mitwirken, dass unser Platt auch in Zukunft erhalten bleibt, denn nur, wenn die Anwendung fehlt, kann diese schöne Sprache verloren gehen. Künstliche Intelligenz wird uns bis 2050 bestimmt noch mehr als heute bei standardisierten Aufgaben unterstützen, aber im direkten Kundenkontakt wird es auch dann noch auf den Menschen, seine Persönlichkeit und seine Fähigkeiten ankommen. Und auf die Sprache, die er spricht. Un dat soll ock morgen noch so weern.*

* Das wird auch morgen noch so sein.