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Keine Angst vor großen Tieren: Alexander Lenfers präsentiert den Investoren in der „Höhle der Löwen“ seine innovative Tenniswand.

Allein unter Löwen

______ Wer mit einer neuen Geschäftsidee erfolgreich sein will, braucht Kreativität und Mut zu neuen Wegen. So wie Alexander Lenfers aus  Vreden, Erfinder einer innovativen Tenniswand und Gründer der Firma  Hitpartner. Um sein Produkt schneller nach vorn zu bringen, traute er sich 2020 sogar in die Fernsehhöhle der Löwen. Obwohl er Carsten Maschmeyer und Co. nicht überzeugen konnte zu investieren, hat er einiges aus der Sendung mitgenommen und es mittlerweile auch ohne die Unterstützung der Löwen aus eigener Kraft geschafft.

Herr Lenfers, wie sind Sie auf die Idee mit der Tenniswand gekommen?
Ich gehöre zu einer tennisbegeisterten Familie, in der alle spielen, meine Eltern, meine Geschwister, meine Frau, meine Kinder und ich selbst natürlich, schon seit meiner Kindheit. Je älter ich wurde, desto öfter bin ich leider umgeknickt. Irgendwann führte das zur Arthrose und einer OP. Danach konnte ich beispielsweise wieder problemlos joggen, aber mit permanenten Start-Stopp-Bewegungen war natürlich Schluss. Trotzdem wollte ich weiter Tennis trainieren, nur ohne die Belastung der Gelenke. Zufällig habe ich dann bei YouTube ein Video über eine schräge Fläche gesehen, von der ein Ball immer wieder zurückkam. Genial! So etwas gab es damals aber kaum auf dem Markt und was es gab, gefiel mir nicht. Deshalb glaubte ich, dass sich daraus vielleicht ein Geschäftsmodell entwickeln lässt, und fing einfach an. Eine Tenniswand, bei der alles stimmt, also Spielgeschwindigkeit, Lautstärke, Gewicht und so weiter. Glücklicherweise bin ich handwerklich nicht ganz ungeschickt und kenne mich als Mitarbeiter eines hiesigen Anlagenbauers gut mit Metallbau, Marketing und Vertrieb aus. 2016 habe ich losgelegt in Handarbeit, viel rumexperimentiert, erste Muster aus Holz in der Garage selbst gebaut. Nebenberuflich, nach Feierabend und an den Wochenenden.

Wie lange hat es gedauert, bis Sie zufrieden waren mit dem Ergebnis? 
Zwei Jahre. Erst einmal habe ich mich mit Freunden beraten und mir realistische Etappenziele gesetzt. Zwischendurch gab es auch immer wieder Rückschläge, klar. Aber jeder Tennisspieler, dem ich meine Tenniswand erklärt habe, fand sie auf Anhieb toll. Obwohl sie nur 3,3 m² Grundfläche benötigt, kann man voll durchziehen wie auf dem Tennisplatz und Routine in seine Grundschläge bringen. Das ist wichtig, denn beim Tennis ist es wie beim Erlernen eines Musikinstruments: Du musst üben, üben, üben. In nur zehn Minuten lassen sich zu Hause in einem angenehmen Trainingstempo 150 Wiederholungen durchführen. Abends, mit der ganzen Familie, ganz locker Spaß haben, zusammenspielen. Nicht drinnen vor dem Computer, sondern draußen an der frischen Luft. 

Wie ging es weiter, als der erste Prototyp fertig war? Entwicklung und Herstellung sind ja zwei Paar Schuhe, da braucht man doch bestimmt Durchhaltevermögen.
Das stimmt. Den ersten Produktionspartner zu finden, war nicht leicht, vor allem, weil ich eine Einzelperson war und keine etablierte Firma mit einem lukrativen Großauftrag. Außerdem hatten die Metallbauer 2017 sehr viele Anfragen, da war es für mich nicht einfach, einen Partner zu finden. Aber nach einiger Suche habe ich dann doch noch das passende Unternehmen gefunden, im Emsland. 2018 habe ich die Tenniswand auf den Markt gebracht, online im Direktvertrieb.

Klar war ich nervös, aber Angst hatte ich keine. Letztlich ist es doch nur eine Frage der Haltung, wie man mit persönlichen Herausforderungen umgeht, oder?

ALEXANDER LENFERS

Kaum ein anderes Modul ist besser für den Spielrhythmus und die Technikverbesserung geeignet, insbesondere für Anfänger und Kinder.

Schläger und Bälle standen schon bereit, damit die Löwen das Produkt direkt testen konnten.

Bekannt wurde Ihr Produkt dann vor allem durch Ihren Pitch in der Fernsehsendung „Die Höhle der Löwen“. Hatten Sie sich dort beworben?
Nein, es war andersherum. Die Redaktion rief mich im Oktober 2019 an und fragte mich, ob ich Interesse hätte. Ich habe dann den normalen mehrstufigen Bewerbungs- und Auswahlprozess durchlaufen, der übrigens nicht ohne war. Du musst unter anderem deine Kurzbewerbung für den Pitch fertig machen und dein Produkt mit allen Eigenschaften, Nutzen und Alleinstellungsmerkmalen genau erklären sowie Fragen zur Patentierung, deinen Zielen, der Finanzierung, dem Forecast und so weiter sehr ausführlich darlegen. Zwei Wochen vorher rief mich der Sender dann an: Alexander, du bist in der Show.

Waren Sie aufgeregt? Es gehört ja schon eine Menge Mut dazu, sich allein unter die Löwen zu wagen.  
Klar war ich nervös und hatte auch Respekt, aber Angst hatte ich keine. Letztlich ist es eine Frage der Haltung, wie man mit persönlichen Herausforderungen umgeht, oder? Jemand hat einmal gesagt, dass man nur Angst hat, wenn man mit sich selbst nicht einig ist. Und das war ich ja. Bei der Überwindung der letzten Nervosität hilft dir dann auch die Produktionsfirma, die das Löwenabenteuer absolut professionell durchorganisiert hat. Du bekommst einen persönlichen Ansprechpartner, kannst Gründungsberatung in Anspruch nehmen und wirst gut auf konkrete Fragen der Investoren vorbereitet. Beim Pitch im Studio wirst du dann aber auch richtig gegrillt und musst alles wissen, Spickzettel gibt’s da nicht. Insgesamt habe ich rund eine Stunde gepitcht und das Ganze wurde von zehn Kameras aufgezeichnet. Zehn Kameras! Das war natürlich echt aufregend. Daraus wurden dann später 15 Minuten zusammengeschnitten, es soll ja auch unterhaltend sein. Das Programm läuft schließlich in Konkurrenz zu „Wer wird Millionär“, da muss der Auftritt unterhaltsam rüberkommen.

Was haben Sie sich von Ihrem Auftritt versprochen und haben sich Ihre Erwartungen erfüllt? 
Die Sendung ist nicht nur eine großartige Plattform für ein Investment, sondern auch für das eigene Marketing. Jedes Produkt, das hier vorgestellt wird, bekommt einen spürbaren Boost. Allein mit dem Auftritt hatte ich also schon ein wichtiges Ziel erreicht. Klar, ich hätte gern einen Löwen gewonnen, aber das Geld war sekundär. Deshalb war es auch nicht wirklich schlimm, dass ich keinen gefunden habe. Tennis ist eine Nische, in der die Löwen sich einfach zu wenig auskannten. Sie dachten, dass man das Produkt nicht international skalieren kann, dabei sind viele europäische Länder sehr tennisaffin, zum Beispiel Frankreich oder Tschechien. Vom Produkt war das Panel zwar begeistert, aber nur als potenzielle Nutzer, nicht als Investoren. 

Die Aufzeichnung der Sendung fand damals unmittelbar vor Beginn der Coronapandemie statt. Als es dann im April 2020 zum Lockdown kam und Sport ab sofort zu Hause stattfand, war mein Onlineshop nach 14 Tagen ausverkauft. Im Spätsommer konnte ich Europas größten Tennissport-Händler als weiteren Vertriebspartner hinzugewinnen und dann lief im September die Sendung im Fernsehen. Diese Faktoren führten natürlich zu einem ordentlichen Schub. 

Ich hatte am Abend der Ausstrahlung 15.000 Besucher auf meiner Website, aber von denen war der Großteil einfach nur neugierig. Es waren zum überwiegenden Teil keine Tennisspieler und somit keine echten Kaufinteressenten, klar. Die Tenniswand kostet außerdem aktuell 479 Euro, da fällt die Entscheidung zur Anschaffung nicht spontan. Dennoch hat der TV-Auftritt der Bekanntheit der kleinen Marke Hitpartner sicher nicht geschadet und einige Tennisspieler haben sich das Produkt an dem Abend für später gemerkt. Beispielsweise als Geburtstags- oder Weihnachtsgeschenk für die eigenen Kinder oder für sich selbst (lacht)

Also habe ich alle verfügbaren Tipps für Start-ups im digitalen Business gelesen und jede Sekunde meiner Freizeit reingesteckt …

ALEXANDER LENFERS

Sie haben Ihr Produkt nicht nur selbst entwickelt, sondern kümmern sich als One-Man-Show auch um die Produktion, das Marketing und den Vertrieb. Nebenberuflich! Wie schaffen Sie das? 

Durch gute Vorbereitung, Planung, Outsourcing und professionelle Digitalisierung aller Geschäftsprozesse. Damit kannte ich mich vorher übrigens nur zum Teil aus. Also habe ich alle verfügbaren Tipps für Start-ups im digitalen Business gelesen und jede Sekunde meiner Freizeit reingesteckt, um mich zu informieren, über ­SEO, digitale Tools, Texte für Landingpages, Video­produktion, Social Media, Zielgruppenanalysen und so ­weiter und so fort. Mein Ziel war von Anfang an, dass ­mein Business im Anschluss an die intensive Vorbereitungsphase und dem Go-Live der Website operativ möglichst automatisiert läuft. Heute bin ich damit so gut wie am Ziel. Das Lagern, Packen, Verschicken, Etikettieren übernehmen Dienstleister, die alle noch genügend Kapazität zur Skalierung haben. Auch meine komplette Buchhaltung ist digital. Für alles andere, was ich nicht alleine kann oder schaffe, habe ich viele Partner und Helfer aus der Region, die mich unter anderem ganz toll bei der Vermarktung unterstützen.

Ich hatte an dem Abend 15.000 Besucher auf meiner Website und der Onlineshop war nach 14 Tagen leergekauft.

ALEXANDER LENFERS

Sie arbeiten als leitender Angestellter in einem mittelständischen Unternehmen. Gibt es bereits Pläne, in Zukunft den Nebenjob zum Hauptberuf zu machen? 
Ich habe viel Zeit und Geld investiert, irgendwann will und muss ich darüber nachdenken. Wenn ich beispielsweise in andere Regionen will, müsste ich dort auch immer eine Produktion aufbauen, ein Lager organisieren, einen Logistikpartner finden. Ab wann und wo genau das passieren wird, weiß ich noch nicht. Ich bin momentan nicht auf das Geld, das ich mit der Tenniswand verdiene, angewiesen und kann als Gründer alles reininvestieren. Und das ist auch gut so, denn allein die internationale Patentierung kostet richtig viel Geld, weil jedes Patent drei bis vier Jahre dauert und man es Land für Land beantragt, dabei öfter etwas überarbeiten und viele Einwände und Fragen beantworten muss. Nichts für schwache Nerven. 

Darum kümmere ich mich gerade schwerpunktmäßig. Das operative Business läuft, wie gesagt, mit überschaubarem Aufwand. Ich müsste also nicht unbedingt den nächsten Schritt machen und mich aus meiner Angestelltenposition lösen. Wenn ich allerdings langfristig internationalen Erfolg in Ländern wie China oder den USA haben will, geht das nicht nebenberuflich. Und auf internationales Wachstum habe ich richtig Bock, sonst hätte ich die immensen Patentkosten nicht auf mich genommen. 

Jetzt sind wir natürlich neugierig: Wie läuft die Tenniswand heute, mehr als zwei Jahre nach dem Löwenbesuch? 
Gut. Ich kann mich nicht beklagen (lacht). Während der Hauptcoronaphase hätte ich bestimmt auch noch mehr verkaufen können, war aber leider durch die Verfügbarkeit limitiert und zwischenzeitlich sogar ausverkauft. Dieser Ausnahmeeffekt ist, zum Glück, nicht mehr da, aber wissen Sie, Tennis ist nach wie vor die Individualsportart Nummer 1 in Deutschland und auch in vielen anderen Ländern Europas. Mehr als 3,5 Millionen Deutsche spielen Tennis, davon 1,2 Millionen als Mitglieder in einem der knapp 9.000 Vereine im Deutschen Tennisbund. Also egal, was die Löwen denken: Ich glaube weiter zu 100 % an mein Produkt. Es gibt übrigens auch schon mehr oder minder gelungene Nachahmungen meiner Erfindung. Das nervt zwar, andererseits zeigt es mir, dass auch andere durchaus eine Marktchance für diese Art von Produkt sehen. Ich denke, das muss man sportlich sehen und einfach dafür arbeiten, dass man den berühmten Löwenanteil für sich selber sichert (lacht).

Tennis spielen, wo man will. Das Training ist aufgrund der geringen Grundfläche der Wand von ca. 3 m2 fast überall möglich – auch vor der hauseigenen Garage.

Jetzt sind wir natürlich neugierig: Wie läuft die Tenniswand heute, mehr als zwei Jahre nach dem Löwenbesuch? 

Gut. Ich kann mich nicht beklagen (lacht). Während der Hauptcoronaphase hätte ich bestimmt auch noch mehr verkaufen können, war aber leider durch die Verfügbarkeit limitiert und zwischenzeitlich sogar ausverkauft. Dieser Ausnahmeeffekt ist, zum Glück, nicht mehr da, aber wissen Sie, Tennis ist nach wie vor die Individualsportart Nummer 1 in Deutschland und auch in vielen anderen Ländern Europas. Mehr als 3,5 Millionen Deutsche spielen Tennis, davon 1,2 Millionen als Mitglieder in einem der knapp 9.000 Vereine im Deutschen Tennisbund. Also egal, was die Löwen denken: Ich glaube weiter zu 100 % an mein Produkt. Es gibt übrigens auch schon mehr oder minder gelungene Nachahmungen meiner Erfindung. Das nervt zwar, andererseits zeigt es mir, dass auch andere durchaus eine Marktchance für diese Art von Produkt sehen. Ich denke, das muss man sportlich sehen und einfach dafür arbeiten, dass man den berühmten Löwenanteil für sich selber sichert (lacht).

Also egal, was die Löwen denken: Ich glaube weiter zu 100 % an mein Produkt.

ALEXANDER LENFERS