*** HINTERGRUNDFARBE DER KOPFZEILE ANALOG ZUM ERSTEN ABSCHNITT ANZEIGEN ***
Kunst muss Spaß machen
S „Schon als Achtjähriger fing ich an, mich für Malerei zu interessieren, und war mit meinen Eltern in vielen Museen, Schlössern und Ausstellungen. Was damals mit kindlicher Neugier und fasziniertem Staunen begann, ist heute mein Leben und meine große Leidenschaft.“ Dass er seine Galerie ausgerechnet in Ahaus eröffnete, hat viel mit seiner Liebe zur Heimat zu tun. Und mit einem glücklichen Zufall. „Ich lebe schon lange in Ochtrup und kenne viele nette Menschen und Künstler aus der Region. Man trifft sich auf Vernissagen, auf Partys, man networkt. Mich hat dabei immer wieder fasziniert, wie viele kreative Köpfe es bei uns gibt, großartige Talente, die meiner Meinung nach mehr Bekanntheit verdienen. Für sie wollte ich immer schon eine Präsenzfläche schaffen, fand aber einfach keine passende Location dafür.“
Als dann zufällig ein Ladenlokal in der Ahauser Wallstraße frei wurde, fasste Julian Kappmeier die Gelegenheit beim Schopf. „Der Standort ist genau richtig, die Räume sind groß und hell, perfekt geeignet für eine Galerie. Ich stelle aber nicht nur Kunst aus und verkaufe sie, sondern biete außerdem Rahmungen und großformatige Papier- und Leinwandprints an, damit kreative Menschen aus unserer Gegend ihre eigenen Fotos und Kunstwerke perfekt präsentieren und sich damit einrichten können.“
Ein Holzschnitt von HAP Grieshaber. „Eine spannende, zeitlos schöne Arbeit. Die Motive des Künstlers sind aus den 70er-Jahren und haben bis heute nicht an Aktualität und Ausdruck verloren“, sagt Julian Kappmeier.
- Die junge Ahauser Galerie bietet reichlich Platz und Licht, hier für die Sichtung einer Mappe mit Arbeiten eines lokalen Künstlers.
Alles war perfekt organisiert, die Bilder hingen und der Sekt lag schon im Kühlschrank bereit …
Dass sein Herz für die Kreativen der Heimat schlägt, beweisen Arbeiten von Künstlern wie Valeria Ulman aus Ahaus, Bernd Lammers aus Nienborg oder auch dem 1971 verstorbenen Clemens Wieschebrink, der in Ochtrup viele Spuren hinterlassen hat, unter anderem die Kreuzwegbilder in der Marienkirche. Mit dessen Arbeiten wollte der junge Galerist im Dezember 2021 seine erste Ausstellung eröffnen. Alles war perfekt organisiert, die Bilder hingen und der Sekt lag schon im Kühlschrank bereit, als die Omikronvariante des Coronavirus dem Eventplaner einen Strich durch die Rechnung machen wollte. „Ich hatte mich total darauf gefreut, Wieschebrinks Arbeiten bei mir einer breiteren Öffentlichkeit zu präsentieren. Er war seiner Zeit künstlerisch weit voraus, seine Werke sind einfach zeitlos schön. Und dann mussten die Menschen wieder einmal zu Hause bleiben, statt sich bei mir auf der Vernissage zu treffen. Das war schon ein herber Rückschlag. Aber ich habe das Ding trotzdem durchgezogen, auch fast ohne Besucher. So leicht gebe ich nicht auf. Ich finde, man sollte aus dem, für das man sich entschieden hat, das Beste machen.“
Weitere Ausstellungen gab es in der Galerie Kappmeier aufgrund der Pandemiebestimmungen dann erst einmal nicht mehr. „2022 ging da gar nichts, man konnte ja überhaupt nichts mehr richtig planen. In so einer Situation brauchst du schon Mut und Rückgrat, um trotzdem weiterzumachen. Aber es hat sich absolut gelohnt und ich denke, 2023 wird es endlich wieder Ausstellungen bei mir geben.“ Am liebsten eine Worpswede-Ausstellung, denn Künstler wie Otto Modersohn oder Heinrich Vogeler gehören zu Julian Kappmeiers Favoriten. „Die finde ich einfach toll, auch weil die Landschaften und das Gefühl, das mir die Bilder vermitteln, gut zu unserer Region hier passen. Vielleicht fällt mir aber auch noch spontan etwas anderes ein, oft bestimmt ja auch die eigene Stimmung, was man gerade am meisten mag.“
Während Julian Kappmeier uns durch seine Galerie führt, klopft von draußen ein junges Paar an die Schaufensterscheibe und winkt uns zu. Kappmeier winkt zurück und macht den beiden ein Handzeichen: Lasst uns später telefonieren. Man kennt sich in Ahaus. „Ich habe fünf Jahre in Hannover gelebt, das hat mir gereicht. Hannover ist zwar keine Weltstadt, aber trotzdem schon zu groß für mich persönlich. Mir gefällt das Leben in einer kleineren Stadt deutlich besser, alles fühlt sich viel entspannter und entschleunigter an, ohne dabei jemals langweilig zu sein. Mich zog und zieht es immer zurück in die Heimat, ich liebe die Gegend und die Menschen hier einfach. Deswegen kam für mich auch kein anderer Standort infrage.“
Die Galerietür öffnet sich, eine ältere Dame möchte sich die Exponate gern aus der Nähe anschauen. Kappmeier begrüßt sie freundlich und verspricht, in drei Minuten bei ihr zu sein. „Es hat sich schon herumgesprochen, dass man immer gern bei mir reinkommen darf, auch mal nur auf einen Kaffee und ein nettes Gespräch. Momentan ist meine Kundschaft eher noch etwas älter, aber ich merke, dass es nach und nach auch jüngere Menschen zu mir zieht, die etwa durch Instagram oder Facebook auf die Galerie aufmerksam geworden sind. Die sozialen Medien sind also sehr wichtig beim jungen Publikum, doch im Endeffekt möchte man ein Kunstwerk später dann doch in natura sehen. Oder wenn es um eine Einrahmung geht, die Muster anfassen und an sein Bild dranhalten.“
… Wir dürsten doch alle nach etwas mehr Unbeschwertheit.
JULIAN KAPPMEIER
Für Julian Kappmeier bringt Kunst die Menschen zusammen, egal ob jung oder alt. „Momentan folgt ja Krise auf Krise und es gibt viele kontrovers diskutierte Themen. In abstrakten Bildern sieht zwar auch jeder etwas anderes, man streitet aber nicht darüber, sondern unterhält sich angeregt und bekommt dabei gute Laune. Ich präsentiere auch gern echte Farbkracher im Schaufenster meiner Galerie, die sollen positive Energie ausstrahlen, den Leuten Freude machen. Mein Motto lautet: Kunst soll Spaß machen. Wir dürsten doch alle nach etwas mehr Unbeschwertheit.“
UNSERE REGIONALEN KÜNSTLER
Valeria Ulmann aus Ahaus,
Bernd Lammers aus Nienborg,
Clemens Wieschebrink,
Ines Klich aus Emsdetten,
Anna Büchler aus Ochtrup,
HAP Grieshaber
u. v. m.
Julian Kappmeier, Galerist, 31, wuchs in Ochtrup auf und lebt heute in Ottenstein. Der vielseitig begabte Kreative studierte Modedesign in Hannover und zog anschließend nach Münster, wo er bei Mersmann das Kürschnerhandwerk erlernte und später die Designabteilung leitete. 2020 eröffnete er die Galerie Kappmeier in der Ahauser Wallstraße. Einer der Schwerpunkte des jungen Galeristen sind Bilder und Skulpturen von Künstlern aus seiner Heimat.