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Gelacht, geweint, getanzt. Gemeinsam lässt sich das letzte Wegstück leichter gehen und die letzten Tage werden zu wertvollen Tagen.

Wenn Ehrenamt hilft.

______ Verantwortung zu übernehmen, ist wichtig, aber nicht immer leicht. Besonders in den letzten Momenten eines Menschen, wenn es darum geht, ihn auf dem letzten Weg zu begleiten und ihm durch Mitgefühl und Achtsamkeit den Abschied leichter zu machen. Wie das geht, erzählen uns die großartigen ehrenamtlichen Helfer der Hospizbewegung Gronau, mit denen wir einen Tag lang unterwegs waren.
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Sterbebegleitung 
zuhause
Hospizbewegung Gronau e. V.

 

Tageshospiz und begleitetes Wohnen
Josef-Haus e. V.

 

Die meisten Menschen wünschen sich, bis zuletzt in ihrer vertrauten Umgebung leben und sterben zu können. Wichtig ist ihnen, das soziale Umfeld aufrechtzuerhalten und von Angehörigen und Freunden umgeben zu sein. Dafür bedarf es nicht nur professioneller medizinisch-pflegerischer Betreuung, sondern auch respektvoller und einfühlsamer Begleitung, denn Mitgefühl und Würde sollten auch am Ende des Lebens oberste Priorität haben. Egal, welcher Religion oder Kultur man angehört.

In Gronau begleiten aktuell 70 von der Hospizbewegung ausgebildete ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unter der Leitung zwei fest angestellter Koordinatoren Schwerstkranke und Sterbende, um ihnen ein selbstbestimmtes Leben bis zuletzt zu ermöglichen. Jeder der Sterbe- und Trauerbegleiter hat einen anderen Grund, warum er mithilft. Was sie jedoch alle miteinander verbindet, sind große Offenheit und spürbare Empathie, die von Herzen kommt.

Die Hausbesuche des Teams der Hospizbewegung bringen durch praktische Hilfe, vertrauensvolle Gespräche und gemeinsame Freizeitgestaltung willkommene Abwechslung in das Leben der betroffenen Menschen. 

Wir haben hier eine Supertruppe und es wird auch viel zusammen gelacht.

Maria Tönjann-Wülfing

Sterbebegleiterin Palliativstation
St. Antonius-Hospital Gronau

Meinen Beruf als Innenarchitektin habe ich an den Nagel gehängt, weil er mich nicht mehr erfüllt hat. Bei der Findungssuche nach neuen Aufgaben, die sinnvoll und wirklich wichtig sind, habe ich die Hospizbewegung für mich entdeckt. Wir haben hier eine Supertruppe und es wird auch viel zusammen gelacht. Jeder Mensch, den wir begleiten, ist anders. Vor einiger Zeit gab es einen älteren Palliativpatienten, der als sehr verschlossen galt und mit niemandem reden wollte. Als ich ihn einfach mal auf Platt angesprochen habe, hörte er mir zu und wurde ganz zugänglich. Vielleicht hat die Sprache ihn an seine Kindheit erinnert. Solche Momente machen mich glücklich.

Johannes Kappen

Trauer- und
Sterbebegleiter

In einem Radiointerview hörte ich, wie ein Klinik-Seelsorger von seiner Arbeit erzählte. Er hatte an der Kölner Uniklinik Hunderte Menschen in den Tod begleitet und das imponierte mir. Kurz danach habe ich einen Befähigungskurs für Sterbebegleitung hier bei der Hospizbewegung absolviert und bin seitdem mit dabei. Es ist immer ein gutes Gefühl, für jemanden da zu sein und Menschen auf dem letzten, oft schwierigsten Teilstück ihres Lebensweges zu begleiten. Ihnen zuzuhören, sie zur Sprache kommen zu lassen. Unerschrocken mitzutragen, was gerade ist. Das ist kaum mit Worten zu beschreiben, das muss man erlebt haben: Es ist das, was einen trägt. Ich musiziere und singe auch mit den Menschen, die ich begleite. Eine Hospizbewohnerin hat mir einmal zum Abschied Folgendes gesagt: „Es sind keine Worte mehr nötig, alles ist gesagt. Lasst die Musik spielen, weil die Musik der Liebe Sprache ist und des Herzens Trost.“ Toll, oder?

Es ist immer ein gutes Gefühl, für jemanden da zu sein …

Claudia
Kötter-Orthaus

Sterbebegleiterin

Warum ich Menschen in ihrer letzten Lebensphase betreue? Weil ich von der Hospizbewegung gehört hatte und sofort dachte: Das kannst du und da willst du mitmachen. Nicht nur, um anderen zu helfen, sondern auch ganz egoistisch für mich selbst. Um einen anderen Blickwinkel zu bekommen auf das Sterben und auch um besser auf Todesfälle in der eigenen Familie vorbereitet zu sein. Bei meiner ersten Sterbebegleitung durfte ich eine Frau in meinem Alter betreuen, da hat die Koordinatorin genau die Richtigen füreinander gefunden, und es hat mir wirklich Freude gemacht. Gelernt habe ich mittlerweile auch, wie wichtig es ist, den Willen anderer Menschen stets zu respektieren. Wenn einer keine Kraft oder keine Lust hat, weiterzukämpfen, muss man das respektieren und ihn nicht aufhalten: Er darf dann sterben.

Wenn einer keine Kraft oder keine Lust hat, weiterzukämpfen, muss man das respektieren und ihn nicht aufhalten: Er darf dann sterben.

… Um mich herum war alles dunkel, aber seit Sie da sind, sehe ich wieder kleine Lichter. Ist das nicht wunderbar?

Doris Plat

Sterbebegleiterin Palliativstation
St. Antonius-Hospital Gronau

Mir ist der Tod sympathisch. Das klingt vielleicht seltsam, ist aber so. Ich habe schon meine eigenen Eltern beim Sterben begleitet und sie sind ganz friedlich gegangen. Das möchte ich auch anderen Menschen ermöglichen. Ständig stirbt jemand in der Familie oder im Bekanntenkreis, man selbst wird auch immer älter. Da hilft es, wenn man positiv an die Sache herangeht und die Augen nicht angstvoll vor dem Unvermeidlichen verschließt. Einmal hat mir eine Dame, die ich betreute, zugeflüstert: „Um mich herum war alles dunkel, aber seit Sie da sind, sehe ich wieder kleine Lichter. Ist das nicht wunderbar?“ Selbst brauche ich natürlich auch ab und zu Unterstützung, wenn mich etwas besonders mitnimmt oder etwas einfach neu für mich ist. Dann kann ich rund um die Uhr bei den Koordinatoren der Hospizbewegung anrufen, die stehen mir immer mit Rat und Tat zur Seite.

Michael Paßlick

Sterbebegleiter, Mitglied im
Arbeitskreis assistierter Suizid

Ich war als Vertriebsleiter für ein Großunternehmen beruflich ständig auf Achse. Das ist nicht nur anstrengend, sondern man fragt sich auch oft, ob das eigentlich Sinn macht, ständig der Getriebene zu sein. Ich fühlte, dass es für mich an der Zeit ist, der Gesellschaft etwas zurückzugeben. Freunde wussten davon und ich ließ mich von ihnen breitschlagen, bei der Hospizbewegung mitzumachen. Dafür bin ich ihnen heute dankbar, denn die Ausbildung hier war einfach toll, und die Begleitung sterbender Menschen bringt auch mir sehr viel. Seit ein paar Jahren bin ich Mitglied im Arbeitskreis assistierter Suizid, einem wichtigen Thema bei uns. Zusammen mit Palliativmedizinern entwickeln wir dort Ideen und versuchen, eine grundsätzliche Meinung der Hospizbewegung zu formulieren. Leider lassen uns die Gesetzgeber in Deutschland im Gegensatz zum Rest von Europa mit dem Problem alleine. So kann es doch nicht weitergehen, daher engagiere ich mich hier sehr gerne.

… Ich fühlte, dass es für mich an der Zeit ist, der Gesellschaft etwas zurückzugeben.

Ich kann ihnen nicht helfen, ich kann sie nicht heilen, aber ich kann für sie da sein.

Marita
Timmermann

Trauerbegleiterin für Kinder und Jugendliche,
1. Vorsitzende Hospizbewegung Gronau

Als ich vor einigen Jahren schwer erkrankt war, merkte ich, dass mich viele Menschen auf einmal mieden, so als würde ich bereits nicht mehr existieren. Dieses Gefühl fand ich schrecklich und beschloss nach meiner Genesung, anderen Menschen in schweren Zeiten beizustehen. Ich kann ihnen nicht helfen, ich kann sie nicht heilen, aber ich kann für sie da sein. 2017 habe ich daher eine Ausbildung zur Sterbebegleiterin gemacht und kümmere mich heute um kleine und große Kinder, die einen Elternteil, Geschwister oder die Großeltern verloren haben. Außerdem begleite ich Familien, wenn ein Elternteil unheilbar erkrankt ist, und helfe den Kindern dabei, damit umzugehen.

Heidi Gross

Sterbebegleiterin und Organisatorin
des Trauercafès ‚Haltende Hände‘

Als mein Mann 2006 starb, war das ein schwerer Schlag für mich und wusste erst einmal nicht, wie es weitergehen sollte. Wenn man in so einer Situation mit anderen Menschen über seine Nöte redet, wollen sie dich zwar verstehen, können es aber eigentlich gar nicht so richtig. So ging es mir jedenfalls, als ich auf die Hospizbewegung und das Trauercafé Haltende Hände aufmerksam wurde. Dort treffen sich Menschen, die jemand verloren haben, und sprechen, weinen und unterstützen einander. Ich bin dann dort hin und es war ein sehr, sehr schönes Gefühl. Es tat einfach gut und hat mich dazu inspiriert, den Befähigungskurs als Sterbebegleitung bei der Hospizbewegung zu machen. Und ich organisiere das Trauercafé, das mir seit damals ganz besonders am Herzen liegt.

Ich bin dann dort hin und es war ein sehr, sehr schönes Gefühl.

… denn meiner Meinung nach sollte niemand allein sterben.

Gudrun Loos

Sterbebegleiterin, Projekt ‚Hospiz macht Schule‘

Von Beruf bin ich Erzieherin. Als mein Vater starb, war es nicht nur traurig, sondern wir haben auch oft gelacht und ich fand die enge Begleitung einfach gut. So eine persönliche Begleitung möchte ich durch meine Tätigkeit für die Hospizbewegung auch anderen Menschen geben, denn meiner Meinung nach sollte niemand allein sterben. Aktuell kümmere ich mich um Hospiz macht Schule, eine Projektwoche an Grundschulen, für die ich speziell ausgebildet wurde. Dabei möchten wir den Kindern vermitteln, dass Leben und Sterben untrennbar miteinander verbunden sind. Wir sprechen dort miteinander über Tod und Trauer, basteln zusammen und pflanzen bunte Sonnenblumen als kleine Lichtblicke.

Inga Busmann

Trauergeleiterin für Kinder

Als Kindertrauerbegleiterin versuche ich, Kindern durch Gespräche, das Vorlesen von Geschichten oder auch Musik Möglichkeiten zu zeigen, wie sie ihren eigenen Weg finden können, um ihre Trauer zu verstehen und zuzulassen. Eigentlich sollte man glauben, dass ich als Religionslehrerin und Mutter von zwei Kindern genug um die Ohren habe, oder? Da der Tod mein Leben aber immer schon begleitet hat und ich mehr darüber wissen wollte, bin ich über ein Onlineseminar zum Thema Trauern zur Hospizbewegung gekommen und fand dann alle hier so nett, dass ich entschloss, ein paar Stunden pro Woche aktiv mitzumachen. Was mich hier fasziniert, ist die schonungslose Offenheit und Ehrlichkeit, mit der wir über den Tod reden können. Ich glaube zum Beispiel an ein Leben nach dem Tod und muss mir dafür nicht die dummen Sprüche von Leuten anhören, die das Thema Tod lieber verdrängen.

Was mich hier fasziniert, ist die schonungslose Offenheit und Ehrlichkeit, mit der wir über den Tod reden können.

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Das Tageshospiz ist ein Ort der Begegnung, an dem sich unheilbar erkrankte Menschen in Gemeinschaft mit anderen Betroffenen aufgehoben und begleitet fühlen können.

An der Laurenzstraße in Gronau-Epe wurde im November 2023 eine ganz besondere, innovative Einrichtung für unheilbar erkrankte Menschen eröffnet. Dort befinden sich im neu errichteten Josef-Haus sowohl ein Tageshospiz, das bisher zweite seiner Art in NRW, als auch elf Appartements für begleitetes Servicewohnen. Initiiert wurde das bemerkenswerte Projekt durch den Verein Josef-Haus e. V., sein Träger ist das St. Antonius-Hospital Gronau. Bei der Ausbildung und Begleitung der ehrenamtlichen Hospizbegleitenden kooperiert das Josef-Haus mit der Hospizbewegung Gronau e. V. An diesem neuen Ort des Lebens und Begegnens finden Menschen, bei denen keine Therapie das Ende abwenden kann, eine vertrauensvolle Umgebung, Geborgenheit und professionelle Begleitung. Dieses Angebot steht insbesondere auch jungen Erwachsenen zur Verfügung, die im Josef-Haus ihrem Alter entsprechend betreut werden.

Das Tageshospiz bietet Gästen jeden Alters neben ruhigen Rückzugsmöglichkeiten viel Raum zur Begegnung. Dadurch ermöglicht es den Betroffenen eine aktive Teilhabe am alltäglichen Leben und stabilisiert ihr Wohlbefinden und damit ihre Lebensqualität.