Jetzt wir!

______ Im Jahr 2023 waren die Inhaberinnen und Inhaber in knapp 40 Prozent der Familienunternehmen im IHK-Bezirk Dortmund 55 Jahre oder älter.  In den kommenden Jahren steht daher allein in Nordrhein-Westfalen etwa 264.000 Familienunternehmen mit insgesamt 1,5 Millionen Arbeitsplätzen ein Generationswechsel bevor. Das wird für viele von ihnen nicht einfach werden.

Zum einen schrumpfen die klassischen Gründer-Jahrgänge der 25- bis 45-Jährigen seit Jahren und zum anderen wollen immer weniger Kinder das Familienunternehmen und damit viel Verantwortung übernehmen. Immer mehr Firmen müssen sich daher außerhalb der Familie auf die Suche nach einer geeigneten Nachfolge begeben. Gut, wenn man sich rechtzeitig darüber Gedanken macht. Noch besser, wenn man zwei Söhne wie Nils und Leon Wegener hat, die beide in die Fußstapfen der Eltern getreten sind und das Ahauser Unternehmen Elektro Wegener nun gemeinsam in die Zukunft führen. Grund genug, sie zu besuchen und ihnen ein paar neugierige Fragen zu stellen.

Wenn man gut auf seine Aufgaben vorbereitet worden ist, kann man auch Großprojekte in ganz Deutschland stemmen. Noch besser ist, wenn man dabei einen Vertrauten an seiner Seite hat.

Wann haben Sie die Firma übernommen?
Nils Wegener: Ich im April 2018, Leon ist nur wenig später im Januar 2019 mit dazugestoßen. Unser Vater arbeitet auch weiterhin mit, ist aber nur noch selten im operativen Geschäft tätig.

Wollten Sie schon immer den elterlichen Betrieb übernehmen, oder hatten Sie eigentlich andere Pläne?
Leon Wegener: Die Option gab es natürlich schon immer, da wir von Kindesbeinen an mit dem Betrieb aufgewachsen sind. Bis zum Umzug in ein neues Gebäude vor etwa 20 Jahren waren Firma und Elternhaus sogar noch auf einem Grundstück. Konkret auf die Nachfolge hingearbeitet haben wir aber trotzdem nicht. Ich habe zwar die Ausbildung zum Elektroniker für Energie- und Gebäudetechnik gemacht und anschließend meinen Meister und Fachplaner, danach aber in einem Planungsbüro in Münster gearbeitet. Das hat mir sehr viel Spaß gemacht. Ähnlich wie bei Nils, der nach Abitur und Studium in einem Fensterbaubetrieb im Vertriebscontrolling erfolgreich tätig war. Wir hätten uns beide durchaus vorstellen können, bei unseren jeweiligen Arbeitgebern zu bleiben.

Der Name Wegener steht bereits für innovative Elektrotechnik. Für die Zukunft haben wir uns das Ziel gesetzt, unseren Kunden gemeinsam mit unseren Partnern ein umfassendes Portfolio der gesamten Gebäudetechnik für moderne und vor allem energieeffiziente Gebäude aus einer Hand anzubieten.

NILS WEGENER

Was hat Sie dennoch bewogen, den Betrieb zu übernehmen?
Nils Wegener: Unsere Eltern haben mich ungefähr zwei Jahre vor meinem Einstieg das erste Mal angesprochen, ob ich mir eine Übernahme grundsätzlich vorstellen könnte. Wichtig war unserem Vater aber immer zu betonen, dass er sich freuen würde, wenn eines seiner Kinder – wir haben auch noch eine Schwester – in den Betrieb einsteigt. Für ihn gab es aber auch andere Optionen. Er hat unseren Einstieg also weder erwartet noch uns unter Druck gesetzt. Es ging ihm auch nicht darum, dass er keine Lust mehr hatte, sondern er wollte einfach „frischen Wind in den Laden bringen“, wie er immer sagt. Natürlich war es auch für die Mitarbeiter wichtig zu wissen, wie es mit der Firma später einmal weitergeht. Daraufhin habe ich lange überlegt und abgewogen. Es bringt zwar viele Freiheiten mit sich, selbstständig zu sein, aber auch sehr viel Verantwortung und spürbaren Druck. Letztendlich überzeugt hat mich dann schon der Gedanke, so das Lebenswerk unseres Großvaters und Vaters weiterführen zu können. Ich hätte es zu schade gefunden, wenn die Firma irgendwann nicht mehr in Familienhand gewesen wäre.
Leon Wegener: So eine Chance bietet sich wahrscheinlich nur einmal im Leben, es wäre also dumm gewesen, sie nicht zu nutzen.

Schön, dass sich hier zwei Kompetenzen ergänzen: Technisches Wissen trifft auf kaufmännisches Verständnis.

Aller Anfang ist schwer, sagt man. Wie hat es sich angefühlt, gemeinsam loszulegen und Verantwortung für den Betrieb zu übernehmen?
Nils Wegener: Wir sind zwar mit der Firma aufgewachsen, viele Herausforderungen waren uns aber dann doch neu. Erleichtert wurde uns der Einstieg vor allem durch unsere vielen tollen Mitarbeiter. Es wurden zwar hohe Anforderungen an uns gestellt, was auch vollkommen richtig ist, gleichzeitig aber immer der nötige Respekt entgegengebracht. Sicherlich auf einem anderen Level als bei unserem Vater, aber insgesamt hatte ich mir das Ganze komplizierter vorgestellt. Auch die Übernahme von persönlicher Verantwortung ist Leon und mir nicht besonders schwergefallen, das kannten wir ja schon aus unseren Berufen.

Leon Wegener: Genau. Die grundsätzlichen Tätigkeiten des Projektleiters waren mir aus der Zeit im Planungsbüro schon sehr vertraut. Schwieriger als gedacht war es unserer Meinung nach allerdings, suboptimale Abläufe zu ändern, die sich über viele Jahre hinweg eingeschliffen hatten.

Wurden Sie als junge Geschäftsführer sofort von Mitarbeitern und Kunden akzeptiert?
Leon Wegener: Vom Großteil schon. Natürlich waren wir relativ jung, als wir in den Betrieb eingestiegen sind, und teilweise fehlte es uns dementsprechend an Erfahrung. Aber wir haben super Kunden und Mitarbeiter, die uns kleine Fehler verziehen und uns trotzdem voll akzeptiert haben. Mittlerweile ist es die ganz große Ausnahme, dass sich Kunden mit ihren Anliegen noch an unseren Vater wenden.

War Ihre brüderliche Rollenverteilung im Unternehmen von Anfang an so geplant?
Nils Wegener: Wir haben das tatsächlich nie konkret diskutiert oder abgesprochen. Aber allein schon durch unsere verschiedenen Ausbildungen war es von vornherein recht klar. Teilweise gibt es Überschneidungen oder auch mal Jobs, auf die zugegebenermaßen keiner von uns beiden Lust hat. Aber das regeln wir dann untereinander immer schnell und unkompliziert. Ich versuche, auch wenn mir das nicht immer gelingt, Leon teilweise Arbeit abzunehmen, weil er in der Baustellenbegleitung mehr operative und damit häufig auch zeitintensivere Aufgaben übernimmt.

Manchmal gibt es natürlich unterschiedliche Meinungen oder Unstimmigkeiten, was die Firma betrifft, aber kurze Zeit später sprechen wir schon wieder ganz harmonisch über andere, private Themen.

LEON WEGENER

Hat sich Ihre Übernahme auf die familiären Beziehungen ausgewirkt?
Leon Wegener: Kaum. Die Firma war im Grunde ja immer Thema in der Familie. Manchmal gibt es natürlich unterschiedliche Meinungen oder Unstimmigkeiten, was die Firma betrifft, aber kurze Zeit später sprechen wir schon wieder ganz harmonisch über andere, private Themen. Positiv wirkt sich aus, dass wir unsere Eltern eigentlich so gut wie jeden Tag sehen, was ja in vielen Familien ab einem gewissen Alter nicht mehr der Fall ist.

Was planen Sie für die Zukunft des Unternehmens?
Leon Wegener: Zunächst einmal die Umstrukturierung unseres Kundenstamms und der Aufgabenbereiche. In der Vergangenheit waren wir deutschlandweit auf Baustellen unterwegs, das hat sich aber bereits geändert, damit wir uns voll und ganz auf unser Geschäft als lokales Unternehmen konzentrieren können. Einen Ausbau der Lagerkapazitäten streben wir nicht an, sondern eine bessere Organisation und grundsätzlich die Modernisierung des Firmenstandortes.

Nils Wegener: Langfristig wollen wir nicht zu schnell, sondern lieber stetig weiterwachsen. Dazu gehört für uns das Thema Nachhaltigkeit und ein damit verbundener Fokus auf regenerative Energien und Elektromobilität. Der vielleicht wichtigste Punkt für die Zukunft: Wir wollen die Firma noch attraktiver für unser aktuelles Team und für neue Arbeitskräfte machen, sie aktiv ins Unternehmen einbinden und weiterbilden, denn gute, motivierte Mitarbeiter waren schon immer der entscheidende Erfolgsgarant der Firma Wegener. Da denken Leon und ich genau wie unser Großvater und unsere Eltern.