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Die Welt mit Kinder­augen sehen.
______ Für den Nachwuchs und seine Eltern bedeutet die Coronakrise viel Stress, organisatorisch und emotional. Während im Homeoffice gerade die wichtige Telko läuft, donnert direkt nebenan ein Monstertruck mit Vollgas über das Parkett. Der Kindergarten hat wieder einmal zu, die besten Freunde fehlen, man darf Oma und Opa nicht mehr in den Arm nehmen und überhaupt: Es nervt. Oder? Wir haben drei  Kinder aus der Kindertagesstätte St. Antonius  in Epe einfach mal gefragt, wie sie die  Sache sehen. 
1.
  1. Henry Terbeck, Bild: „Monstertruck in voller Fahrt“, zweifarbige Komposition auf Papier, 2021. OMA-Museum.
  2. Mathilda Terbeck, Bild: „Insel mit grüner Sonne“, Wachsmalkreide und Filzstift auf Papier, 2021. Familienbesitz.
2.

»Meine nächste 
 Reise: zu dem letzten  Land der Welt.«

MATHILDA TERBECK

Mathilda und Henry, könnt ihr euch unseren Lesern bitte kurz vorstellen?

Mathilda: Wir sind Zwillinge und
ich bin 4 Komma 8 Jahre alt. Henry: Ich auch.

Ihr könnt während Corona nicht immer in den Kindergarten, vermisst ihr den?
Mathilda: Ja, Kindergarten ist cool. Da sind meine besten drei Freunde, auf die freue ich mich immer total. Aber zu Hause ist es auch toll, wir spielen fast jeden Tag zusammen und mit Mama und Papa.
Henry: Ich habe im Kindergarten auch drei beste Freunde. Manchmal dürfen wir aber nicht alle in die gleiche Gruppe, damit wir nicht krank werden. Zu Hause finde ich es auch gut. Bei schönem Wetter darf ich immer mit meinem Monstertruck Thunder nach draußen und fahre damit vor dem Haus. Ganz schnell! 
Mathilda: Wir haben auch beide Tablets, die hat uns das Christkind zu Oma und Opa nach Heek gebracht. Da gucke ich oft Filme, „Frozen“ habe ich schon hundertmal gesehen oder so. 

Was dachtet ihr während Corona, als alles geschlossen war, was ihr am liebsten machen würdet, wenn alles wieder geöffnet hat?
Henry (begeistert): Ich würde am allerallerliebsten zur Monstertruckshow, da wo die echten Trucks sind, die großen. Oder nach Holland, da haben die Trampolins und ein Bällebad und ganz viele andere Sachen.
Mathilda: Holland finde ich auch gut. Aber ich würde doch lieber in das letzte Land am Ende der Welt, da war ich noch nie und da ist es bestimmt noch schöner. Die beiden präsentieren ein Bild, das sie extra für unser Magazin gemalt haben. Wir versprechen, es auf jeden Fall abzudrucken, und verabschieden uns gerade, als Mathilda feststellt, dass sie unbedingt noch etwas loswerden muss.
Mathilda: Ich habe sogar Englisch gelernt, als wir zu Hause bleiben mussten. Soll ich mal was auf Englisch sagen? Aber gerne, Miss Terbeck. „An apple a day keeps the doctor away!“ 

 »Ich male mir die Welt,  wie sie mir am allerbesten gefällt.« 

Unsere nächste Interviewpartnerin ist ihre Freundin Fenja Bösing, die ist nicht erst 4 Komma 8, sondern schon volle 5 Jahre alt. Sie hat bereits den Fahrradführerschein in der Tasche und ist sehr stolz darauf. Der Kindergarten und ihre fünf (!) besten Freunde, mit denen sie dort sonst immer spielt, fehlen ihr. Aber auch so hat sie jede Menge zu tun.

Fenja: Ich bin fast jeden Tag bei Opa und seinen Hühnern, da helfe ich ihm immer beim Füttern. Ich habe sogar ein Lieblingshuhn.

Ein Lieblingshuhn? Dann hat es doch bestimmt auch einen Namen, oder? 
Fenja: Ja, es heißt Hahni. Und meine Katze heißt Wiski, die füttere ich auch und renne mit ihr durch unseren Garten. Da spiele ich auch Verstecken mit meinen Eltern oder klettere auf meinen Lieblingsbaum, wenn ich mal keinen Bock mehr habe. Da oben ist es total schön.

Wie lange bleibst du denn dort oben? 
Fenja: Bis mir kalt wird oder meine Patentante kommt. Mit der spiele ich dann Uno, Mühle und so was, das kann ich nämlich richtig gut. Ich male auch gerne, Regenbögen und so.

Auf dem Bild, das du für uns gemalt hast, ist aber gar kein Regenbogen drauf. Warum nicht? 
Fenja: Weil ich ein Bild malen sollte, was ich nach Corona am liebsten als Erstes machen würde. Und das ist mit Mama und Papa einen Tag lang auf die Kirmes gehen. In die Achterbahn darf ich noch nicht, aber ins Karussell. Und ich kriege bestimmt Popcorn!

3.

 »… mit Mama und Papa einen Tag lang auf die Kirmes gehen. «

MATHILDA TERBECK

  1. Fenja Bösing, Bild: „Auffem Rummel“, Filzstift auf A3-Zeichenblockpapier, 2021.
    Dauerausstellung Galerie Bösing

Malin Agsten

Kommissarische Leiterin Kindertagesstätte St. Antonius in Epe

Henry, Mathilda und Fenja haben den ersten Lockdown, gemeinsam mit den anderen Kindern, die wir in unserer Kindertageseinrichtung betreuen, sehr intensiv erlebt. Für die Kinder war es ungewohnt, auf einmal so viel Zeit zu Hause zu verbringen und den Kindergarten kaum oder gar nicht zu besuchen. Die Hygienemaßnahmen, die sich anschließend durch die Pandemie ergeben haben, sind rasch als das neue Normal akzeptiert worden und die Kinder haben sich schnell an die verschiedenen Vorschriften gewöhnt. Während der Notbetreuung im April/Mai und im Januar/Februar haben wir Materialkisten, deren Inhalte zum Basteln und Gestalten anregen, angeboten, sodass die Kinder zu Hause kreativ werden konnten. Die Erziehungsberechtigten konnten die Materialien, die wöchentlich ausgetauscht wurden, am Kindergarten abholen. Mein Tipp an alle Eltern: Fühlen Sie sich nicht verpflichtet oder unter Druck gesetzt, Ihren Nachwuchs durchgängig zu bespaßen. „Langeweile“ fördert die Kreativität und trägt schlussendlich dazu bei, dass die Kinder die Erfahrung von Selbstverwirklichung machen.

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