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Und was macht dich glücklich?

______ Unsere Beispiele aus Gronau und Metelen in dieser Ausgabe von DIE BANK beweisen, wie wichtig ehrenamtliche Helfer für die Gesellschaft sind. Durch ihr persönliches Engagement und ihre freiwilligen Beiträge ermöglichen sie die Realisierung von wichtigen sozialen Projekten, die ansonsten personell und finanziell nicht durchführbar wären.

Aber was bewegt die Menschen dazu, ehrenamtlich zu arbeiten und sich in ihrer Freizeit um das Gemeinwohl zu kümmern? Diese und weitere Fragen zum Thema haben wir der Ahauser Psychotherapeutin Dr. Nikola Aufmkolk gestellt, die sich bestens im Thema auskennt und selbst ehrenamtlich tätig ist.

Frau Dr. Aufmkolk, wir leben in stressigen Zeiten, keiner hat mehr Zeit und ganz Deutschland ist laut Presseberichten überarbeitet. Warum entscheiden sich dennoch viele Menschen dafür, in der knappen verbleibenden Freizeit ehrenamtlich tätig zu sein?

Dr. Aufmkolk: Dahinter steckt meiner Meinung nach ein tiefer Wunsch, sich mit anderen Menschen verbunden zu fühlen und ihnen Gutes zu tun. Durch den positiven Kontakt passiert dann nämlich etwas in unserem Gehirn: Es werden Glückshormone wie Dopamin, Serotonin und Endorphine ausgeschüttet. Wenn wir Gutes tun, fühlen wir uns auch gut. Das Ganze ist also selbstwirksam. Ehrenamtliche Tätigkeiten ermöglichen es manchen Menschen außerdem, einen tieferen Sinn und Zweck in ihrem Leben zu finden, was sich wiederum positiv auf die Psyche auswirken kann.

Gibt es auch noch andere Motive?

Dr. Aufmkolk: Natürlich gibt es auch Menschen mit narzistischer Persönlichkeitsakzentuierung, die gern im Rampenlicht stehen und die ehrenamtliche Tätigkeit dafür nutzen, aber das ist eher die Ausnahme. Die überwältigende Mehrheit engagiert sich aus Überzeugung für das Gemeinwohl und weil es einfach guttut. Beziehungen funktionieren nämlich am besten, wenn beide Seiten davon profitieren. Zum Beispiel bei den vielen Projekten für Menschen, die unsere persönliche Unterstützung brauchen. Dort kann man hautnah miterleben, wie hilfreich das eigene Engagement ist und wie sich die gegenseitige Nähe und Wertschätzung anfühlen, die dabei entstehen. Natürlich ist es auch einfach schön, an etwas Wichtigem beteiligt zu sein.

Du wirst merken, wie viel Freude es macht, anderen eine Freude zu bereiten! Gleichzeitig wirst du neue Kontakte knüpfen, zusätzliche Kompetenzen erwerben und Gemeinschaft erleben.

DR. NIKOLA AUFMKOLK

Die Menschen scheinen immer weniger Zeit zu haben, sich anderen Dingen zu widmen, als denen, die sie selbst, ihre Familien und ihren Beruf betreffen. Wie kann man Gutes tun, ohne dafür Freizeit aufzugeben?

Dr. Aufmkolk: Spenden Sie doch einfach Geld. Spenden tun schließlich auch viel Gutes und geben uns gleichzeitig ein gutes Gefühl, auch wenn wir selbst nicht mit anpacken. Aber vielleicht haben viele Menschen auch eine falsche Vorstellung davon, wie viel Zeit die ehrenamtliche Tätigkeit kostet. Seien Sie neugierig! Es gibt so viele tolle, gemeinnützige Projekte, wo man unverbindlich reinschnuppern kann, ohne sich sofort irgendetwas verpflichten zu müssen. Dieses Schnuppern ist wichtig, denn man kann sich schließlich nicht für etwas entscheiden, was man nicht kennt. Wenn man etwas gefunden hat, wo man seine Fähigkeiten und Kenntnisse einbringen kann, muss man dann ja nicht jeden Tag hin oder jede Woche. Man kann sich mit den Organisatoren absprechen und sein zeitliches Engagement an die eigenen Möglichkeiten anpassen: Das kann schon mit dem Vorlesen einer Geschichte im nächsten Kindergarten anfangen.


Die Psychotherapeutin Dr. Nikola Aufmkolk wurde in Ahaus geboren, im dortigen Ärztehaus befindet sich heute auch ihre Praxis. Sie ist Fachärztin für Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie. Von 2013 bis 2023 war sie ehrenamtliches Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Hypnose und Hypnotherapie e. V. Aktuell ist sie ehrenamtlich in verschiedenen berufspolitischen Ausschüssen der KVWL und privat als Past-Präsidentin des Rotary-Clubs Stadtlohn-Hamaland aktiv, der lokale, nationale und internationale wohltätige Zwecke fördert.

Wenn Sie eine Minute Zeit hätten, um einen unentschlossenen Menschen dazu zu bewegen, ehrenamtlich tätig zu werden, was würden Sie ihm sagen?

Dr. Aufmkolk: Probiere es doch einfach mal aus! Du wirst merken, wie viel Freude es macht, anderen eine Freude zu bereiten! Gleichzeitig wirst du neue Kontakte knüpfen, zusätzliche Kompetenzen erwerben und Gemeinschaft erleben. Vielleicht entdeckst du auch ganz neue Seiten an dir und kannst deine Ideen gemeinsam mit anderen umsetzen. Also engagiere dich und werde aktiv für dich und andere – du kannst etwas bewegen und es macht Freude und Sinn!