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Zeit für Genuss.

Wie aus einem Tante-Emma-Laden ein Paradies für Gourmets wurde.

______ Waren Sie schon einmal in Schöppingen? Nein? Schade, denn ein Besuch im schmucken 7000-Einwohner-Städtchen lohnt sich. Nicht nur wegen seines historischen Stadtkerns und zahlreicher Sehenswürdigkeiten, sondern auch, weil es hier einen ganz besonderen Laden gibt: Weinhandlung und Frischmarkt Hölscher.

Was einst als kleiner Kolonialwarenladen begann, ist heute ein erfolgreiches Delikatessengeschäft mit über 300 Weinsorten und einer beeindruckenden Auswahl an erlesenen Lebensmitteln. Richard Hölscher, der heutige Inhaber, hat diesen Wandel selbst miterlebt und aktiv gestaltet – von den schwierigen Tagen, als direkt gegenüber eine ALDI-Filiale eröffnete, bis hin zu kulinarischen Abenden, die er für Gourmets weit über die Grenzen der Region hinaus ausrichtet.

Zeitstrahl 1929 bis 2025
Das Haus der Familie Hölscher 1929, nach dem ersten Weltkrieg
  1. Nach dem Ersten Weltkrieg hat die Familie Hölscher als Eier- und Butterhandlung mit der Gründung im Jahr 1929 für sich den Grundstein in der Lebensmittelbranche gelegt.

Richard Hölscher rieht an einem Glas Rotwein.
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Blick in ein Regal voll mit Pastasorten.
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  1. Richard Hölscher, Inhaber von Feine Kost Hölscher, Weinkenner und Entdeckungsreisender in Sachen Genuss.
  2. Die Vielzahl an Unterschieden in der
    Essenskultur ist unendlich. Unter anderem auch die kreative Pastaauswahl.

„Du kannst nicht einfach mal so einen Fein­kostladen aufmachen. Der Kunde möchte spüren, dass du dich mit der Ware, die du verkaufst, wirklich beschäftigt hast.“

RICHARD HÖLSCHER

Besonders geschätzt wird die saisonale und regionale Ware mit Fokus auf den biologischen Anbau. Das Ergebnis sind je nach Saison aromatische Erdbeeren, Kirschen, Johannisbeeren und Himbeeren im Sommer, saftige Mandarinen und Orangen im Winter. Frischen Spargel, Gourmet-Tomaten, Auberginen oder Paprika gibt es auch zu genießen.

Richard Hölscher Porträt in seinem Laden.
Herr Hölscher Zeit zu einem Produkt ein Foto auf seinem Smartphone, welches zeigt, wie er vor Ort die Herstellung besichtigt.
4. Hinter jedem Produkt stecken stolze Hersteller – und Richard kennt sie alle persönlich.

Richard wuchs mit und in dem kleinen Laden seiner Eltern auf und lernte schon als Kind, was es bedeutet, in einem Familien­unternehmen zu arbeiten.

Ein Mann steht vor der Frischetheke.
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Herr Hölscher reicht etwas zum Probieren über die Frischetheke.
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Als junger Mann zog es ihn dann nach Münster, wo er eine Ausbildung in einer Wein- und Feinkosthandlung machte. Während dieser Zeit begann bereits der Druck der rasant wachsenden Discounter auf die kleinen Läden. Auch auf den der Hölschers. Deshalb entschloss sich Richard, aktiv gegenzusteuern. „Der Laden war immer ganz eng mit dem Ort verbunden. Nach der Kirche traf man sich bei uns hinten in der Küche, um einen Schnaps zu trinken und dabei Politik zu machen, das habe ich selbst alles miterlebt. Vorn ging derweil der Verkauf weiter, wir kannten jeden Kunden persönlich und auch für ein kleines Schwätzchen war selbst bei Hochbetrieb immer genug Zeit da. Wer zu Hölscher kam, ging mit einem Lächeln wieder raus. Genau das wollte ich erhalten.“

  1. Richard Hölscher nimmt sich viel Zeit für jede Kundin und jeden Kunden, denn der persönliche Kontakt ist für ihn die Seele des Geschäfts. In der Frischetheke findet man internationale Käse-Spezialitäten wie Parmesan, Ricotta, Brie und Ziegenkäse – alle aus kontrollierter Herkunft – sowie Produkte münsterländischer Herkunft und rustikale Hausmacherspezialitäten.

  2. Die kleine Kostprobe vor dem Kauf gehört bei Hölschers traditionell dazu.

  3. Italien zum Anbeißen: Salami mit Chianti von der Antica Macelleria Falorni.

  4. Stefanie Friske am Werk: Hier werden hochwertige Lebensmittel mit besonders viel Wertschätzung verarbeitet.

  5. Für jeden etwas und vieles nur bei Hölscher: Handverlesene Delikatessen locken Kundinnen und Kunden aus ganz Deutschland nach Schöppingen.

Zeit für neue Wege Also mussten neue Ideen her. Statt zu wachsen oder zu weichen, beschloss Richard, das Sortiment komplett umzustellen und weg vom Massenmarkt zu gehen. „Erst einmal musste das Bier raus, an dem verdienten wir so gut wie nichts“, erklärt er. Stattdessen setzte Richard auf Klein und Fein, genauer gesagt auf edle Weine und ausgewählte Feinkost, um damit die Begeisterung für gutes Essen und gute Tropfen zu wecken. Der Wandel war keine einfache Aufgabe. „Du kannst nicht einfach mal so einen Feinkostladen aufmachen. Der Kunde möchte spüren, dass du dich mit der Ware, die du verkaufst, wirklich beschäftigt hast.“ Richard blieb seiner Vision treu und konzentrierte sich stets auf das, was er am besten konnte: exzellente Produkte anbieten und eine enge Bindung zu den Kundinnen und Kunden pflegen. Dieser persönliche Kontakt ist für ihn bis heute das Herzstück des Geschäfts: „Unser Laden hat eine Seele.“

„Wer zu Hölscher kam, ging mit einem Lächeln wieder raus.“

RICHARD HÖLSCHER

Verkäuferin präsentiert über die Theke eine feine Salami am Stück.
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Stefanie Friske steht an einer großen Schneidemaschine.
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Weitwinkliger Blick in das Ladenlokal.
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Wie viel Zeit
braucht eigentlich
ein guter Wein*
zum Reifen?

*Definition „guter Wein“:

Guter Wein ist wie ein kleiner Urlaub im Glas. Er entführt uns auf eine Reise durch sonnige Weinberge und erzählt dabei die Geschichte passionierter Winzerinnen und Winzer. Ihr großes Fachwissen schmeckt man bei jedem Schluck: fruchtige oder würzige Aromen, harmonisch ausbalancierte Säure und Süße, die schlanke Eleganz eines Weißweins oder die Wucht eines kräftigen Roten. Ob mineralischer Riesling oder samtiger Barolo – guter Wein entfaltet seine Aromen im Glas, überzeugt auf der Zunge und schenkt uns Zeit zum Genießen.

Die Zeit der Reife (in Jahren):

0 – 1 Beaujolais Nouveau (Gamay, Rotwein, Frankreich)
4 – 10 Malbec (Rotwein, Argentinien/Frankreich)
5
– 15 Riesling (Weißwein, Deutschland)
8 – 20 
Barolo (Rotwein, Italien) 
20 – 40 Domaine de la Romanée-Conti (Rotwein, Burgund, Frankreich)

Zeit zum Reisen und Genießen. Wann immer es geht, packt Richard die Koffer und begibt sich auf eine seiner ausgedehnten kulinarischen Entdeckungsreisen quer durch Europa, stets auf der Suche nach besonderen Weinen und Spezialitäten. Für die Auswahl der Produkte nimmt er sich viel Zeit und bringt danach neue, spannende Geschichten mit. Von den Quellsalz-Salinen in Rio Mayor in Portugal bis zu versteckten Weingütern in Frankreich: Jeder einzelne Artikel hat seine eigene Story, auf die sich die Gäste der kulinarischen Abende, die Hölschers seit vielen Jahren veranstalten, immer ganz besonders freuen. Jeden Freitag beladen Richard und seine Frau ihr Auto mit Köstlichkeiten, Geschirr und Besteck, fahren damit zu einer Kundin oder einem Kunden und verwandeln das Esszimmer dort in ein Zentrum des Genusses. „Die Abende dauern bis zu viereinhalb Stunden und wir nehmen die Kunden mit auf eine Reise durch die verschiedenen Regionen Europas. Das macht uns unglaublichen Spaß und ist fast wie eine Droge für uns“, erzählt Richard begeistert. Dabei geht es ihm, wie er sagt, nie ums Verkaufen oder das Gewinnen neuer Kundinnen und Kunden. „Ich möchte einfach meine große Leidenschaft für gutes Essen und Wein teilen und die Menschen zusammenbringen. Wenn Hölscher kommt, beginnt die Zeit zum Genießen.“

„Ich liebe diese Reisen, weil ich dabei die Menschen hinter unseren Produkten  persönlich kennenlernen kann, all diese tollen kleinen Familienbetriebe, die ihre Lebensmittel noch mit viel Herzblut herstellen.“

RICHARD HÖLSCHER

Porträt Pia Hölscher zusammen mit Stefanie Friske.
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Italienische Süßigkeit hübsch verpackt.
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Manchmal kommt der Erfolg aber auch unverhofft. Bei Hölschers zum Beispiel während der Corona-Pandemie, als der Laden einen unerwarteten Boom erlebte. „Die Leute begannen, wieder mehr zu Hause zu kochen, um die schwere Zeit mit gutem Essen etwas leichter zu machen. Die Zutaten durften dann ruhig ein wenig mehr kosten, denn mit richtig guten Lebensmitteln gelingen selbst einfache Rezepte immer perfekt – Spaghetti Carbonara zum Beispiel, mit unserem Parmesan einfach ein Gedicht.“ Und da Richards Produkte so gut schmeckten, wurde aus neuer Kundschaft schnell Stammkundschaft, die dem Laden auch nach der Krise treu blieb.

Lageplan Schöppingen und umgebung
Balsamicoessig aus Friaul in Holzfässern gelagert.
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Herr Hölscher präsentiert eine Flasche des Balsamicoessig aus Friaul.
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  1. Starkes Team: Pia Hölscher und Stefanie Friske sorgen gemeinsam für zufriedene Kundinnen und Kunden.

  2. Ein Korb voll süßer Träume.

  3. + 13. Wer hochwertigen Essig und hochwertiges Öl liebt, darf auch gern mal kosten. Zum Beispiel diesen wunderbaren Balsamico aus dem Friaul.

Den familiären Charakter, der den Laden früher schon ausmachte, spürt man bis heute. Tochter Pia, 27 Jahre alt, ist seit einem halben Jahr fest im Team integriert. Sie arbeitet sich langsam in das Weingeschäft ein und wird sich künftig verstärkt um den Social-Media-Auftritt der Hölschers kümmern. „Auch hier muss man mit der Zeit gehen“, sagt sie. Das erfolgreiche Klein-und-fein-Konzept will sie durch frische Ideen sinnvoll ergänzen. Dazu gehören unter anderem süße Produkte wie die sündhaft leckeren Blaubeer-Schoko-Trüffel, die sie in Italien entdeckt und neu ins Sortiment eingeführt hat. „Pia war als Kind schon mit dabei und ist mit gutem Essen groß geworden. Die kennt sich schon richtig gut aus, das spüren die Kunden“, freut sich Richard und legt seine Hand auf Pias Schulter. „Schon vor 20 Jahren haben uns Branchenkenner davor gewarnt, dass uns hier die Kundschaft wegsterben und keine nachwachsen würde. Es ist aber genau andersherum gelaufen: Es kommen jeden Tag neue Leute, denen wir meistens persönlich weiterempfohlen wurden. Wir müssen auch keinen neuen Mitarbeiter suchen, die bewerben sich von ganz allein.“ 

Und was ist nun mit ALDI? Davor hatte seine Mutter damals doch so viel Angst. „ALDI ist super, allein schon wegen des großen Parkplatzes“, lacht Richard. „Aber mal ernsthaft: Wir stehen doch gar nicht im Wettbewerb mit ALDI und bieten unseren Kunden nicht nur völlig andere Produkte, sondern auch viel Zeit zum Probieren und Genießen. Deshalb mache ich mir um die Zukunft des Ladens keinerlei Sorgen.“ Wir lassen noch einen dieser wunderbaren Schokotrüffel auf der Zunge zergehen, während Richard und seine Tochter einen Kunden in die Weinabteilung führen. Man kennt sich, man duzt sich – was sonst?

Hölschers Geschäftskonzept mit einer gelungenen Mischung aus erstklassigen Produkten, großem Fachwissen und viel Leidenschaft passt nicht nur perfekt nach Schöppingen, sondern auch in die heutige Zeit, in der diese Werte von immer mehr Menschen geschätzt werden. So kann man selbst in einer kleinen Stadt mitten im Westmünsterland überaus erfolgreich sein. Hut ab, Richard.