*** HINTERGRUNDFARBE DER KOPFZEILE ANALOG ZUM ERSTEN ABSCHNITT ANZEIGEN ***

Franziska Dinkelborg, Geboren 2001 in Gronau, Abitur am dortigen Werner von Siemens Gymnasium. Danach Studium der Ökotrophologie mit Schwerpunkt Lebensmittelwirtschaft an der FH Münster. Seit 2024 Mitarbeiterin in der Qualitätssicherung und Produktentwicklung in der Kaffeerösterei Niehoff in Gronau. Ihre Hobbys sind Kochen, Lesen und Rennradfahren, ihre große Leidenschaft: das Laufen, Laufen, Laufen. Am liebsten an der Dinkel entlang durch Glanerbrug und Losser oder durch die Rieselfelder in Münster.
______ Für Läuferinnen und Läufer spielt Zeit eine zentrale Rolle. Sie trainieren unermüdlich, um schneller zu werden, sie investieren Stunden um Stunden in ihre Vorbereitung und erleben den Höhepunkt ihrer Anstrengungen oft in einem Wettkampf, der nur wenige Minuten dauert. Was treibt sie an, so viel ihrer kostbaren Zeit zu nutzen, um nur ein paar Sekunden zu gewinnen?
Um das herauszufinden, haben wir uns mit Franziska Dinkelborg verabredet, einer der erfolgreichsten Mittelstreckenläuferinnen der Region. Wir treffen sie auf dem Trainingsgelände des TV Gronau 1887 e. V., wo sie sich an diesem Tag auf die bevorstehende Crosslauf-Saison vorbereitet.“
Franziska, seit wann läufst du und wie bist du zum Laufen gekommen?
Ich laufe, seit ich 14 bin. Alles begann damit, dass ich meinem großen Bruder hinterhergerannt bin, weil der nicht mit mir spielen wollte und versucht hat, vor mir wegzulaufen. Mein Papa hat das ab und zu mitbekommen und dann gesagt: „Franziska, du bist so schnell, warum läufst du nicht im Verein?“ Fand ich eine richtig gute Idee, denn ehrgeizig bin ich schon. Angefangen habe ich im Sprintbereich beim TV Gronau, das hat mir total viel Spaß gemacht. Danach bin ich zum TV Epe gewechselt, auch ein cooler Verein. Dort hat mein Trainer mich dazu ermuntert, doch mal die 800 Meter auszuprobieren. Eine richtig gute Idee, denn die Strecke lag mir sofort und seitdem betreibe ich das Laufen als Leistungssport. Durch das Studium kam ich nach Münster und laufe seitdem für die LG Brillux Münster.
Und das sehr erfolgreich. Wie viel Zeit investierst du in deinen Sport, um vorne mitlaufen zu können?
Ich trainiere täglich zwei Stunden, mindestens eine Einheit pro Tag, insgesamt so um die 14 bis 16 Stunden pro Woche. Damit das Ganze nicht zu einseitig wird, fahre ich zum Ausgleich noch Rennrad in meiner Freizeit. Aber just for fun und ohne Wettkampfambitionen.
„Zum Ausgleich noch Rennrad in meiner Freizeit. Aber just for fun und ohne Wettkampfambitionen.“
FRANZISKA DINKELBORG
Du arbeitest fünf Tage die Woche in der Qualitätssicherung bei Niehoff, trainierst anschließend immer noch zwei Stunden und findest dann auch noch Zeit zum Radeln. Wie bekommt man all das zeitlich unter einen Hut und welche Auswirkungen hat der Sport auf dein Sozialleben, Ausgehen, Partys und so weiter?
Man muss da natürlich jonglieren und das Leben ein wenig danach ausrichten, klar. Bei besonderen Anlässen wie Geburtstagen, Partys oder Konzerten bespreche ich das vorher immer mit dem Trainer und mache dann vielleicht ein oder zwei Einheiten weniger. Oder ich schiebe einen easy Sonntag ein, wenn man am Samstag mit Freunden auf Achse war. Ich trinke dann halt keinen Alkohol oder nur sehr wenig und gehe ab und zu früher nach Hause als die anderen. An Wettkampfwochenenden lasse ich auch die eine oder andere Party mal ausfallen und gehe lieber am Freitag früh ins Bett, um Samstag und Sonntag topfit zu sein. Zwischendurch kann ich es aber durchaus auch mal krachen lassen, das muss auch mal sein.


„Zwischendurch kann ich es aber durchaus auch mal krachen lassen, das muss auch mal sein.“
FRANZISKA DINKELBORG
Wir wollen mit dir heute über das Thema „Zeit“ reden. Dazu gehören auch deine aktuellen Bestzeiten und deine zeitlichen Ziele für die nächsten Jahre. Gib uns doch bitte einen kurzen Überblick, wo du stehst und wo du hinkommen möchtest.
Also, meine Hauptstrecken sind die 800 Meter und 1500 Meter, in der Wintersaison liegt mein Fokus mehr auf den Langstrecken oder dem Crosslauf. Über 800 Meter ist meine aktuelle Bestzeit 2:15, da möchte ich in den kommenden Jahren unter 2:12 kommen. Über 1500 Meter stehe ich bei 4:34 und hier ist mein Ziel, nächstes Jahr unter 4:30 zu laufen (das ist die Norm für die Teilnahme an der deutschen Meisterschaft) und langfristig die 4:25 zu knacken.
Für eine Mittelstreckenläuferin zählen Ausdauer, Tempo, mentale Stärke und die Fähigkeit, das Rennen taktisch klug einzuteilen.
Die genaue Kontrolle ihrer Trainingsergebnisse hilft Franziska dabei, Fortschritte sofort zu erkennen, Schwächen gezielt zu verbessern und ihr Training optimal anzupassen.
- Richtiges Dehnen vor dem Lauftraining hält geschmeidig und beugt Verletzungen vor.
„Wenn ich laufe, bin ich ganz für mich und nur für mich selbst verantwortlich.“
FRANZISKA DINKELBORG

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Allein Laufen fördert die Konzentration und sorgt für mehr mentale Stärke.
- Porträt einer erfolgreichen Athletin: selbstbewusst und bereit für den nächsten Wettkampf.
Dafür drücken wir dir beide Daumen. Aber lohnt es sich wirklich, so viel Zeit zu investieren, nur um ein paar Sekunden schneller zu werden? Oder aus Banksicht gefragt: Wo ist dein Return on Investment?
Das Laufen zahlt sich für mich nicht nur in schnelleren Zeiten aus, sondern auf ganz vielen anderen Ebenen, die man nicht messen, aber deutlich spüren kann. Laufen war und ist für mich eine Auszeit vom Alltag, vom Studium und von der Arbeit. Wenn ich laufe, bin ich ganz für mich und nur für mich selbst verantwortlich. Ich habe Zeit, über viele Sachen nachzudenken und neue Ideen zu entwickeln, kann mich beim Laufen selbst herausfordern und meine persönlichen Grenzen austesten.
Außerdem fühlt man seinen Körper intensiver und lernt ihn definitiv besser kennen. Das Laufen hat mir enorm geholfen, mehr über mich selbst und darüber zu erfahren, wie mein Körper und meine Psyche mit Belastungen umgehen. Du lernst außerdem Disziplin und Durchhaltevermögen, dir Ziele zu setzen und diese konsequent zu verfolgen. Und dass das Laufen mich gesund hält und resistenter macht, versteht sich von selbst, oder?
Größte sportliche
Erfolge:
2x
deutsche Vizemeisterin Staffel: 3 x 800 m
3. Platz
bei den deutschen Crossmeisterschaften mit der Mannschaft U23
7. Platz
bei den deutschen Jugendmeisterschaften 800 m
NRW+
Diverse NRW- und Westfalentitel 800 und 1500 m / Staffel: 3 x 800 m
Top-
Platzierungen bei Volksläufen 5 km + 10 km Münsterland gesamt






„Viele Vereinsmitglieder sind im Laufe der Zeit enge Freunde geworden.“
FRANZISKA DINKELBORG


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+ 7. Das Markenzeichen der Sekundenjägerin: nie die gleichen Socken!
Wow! Vielleicht sollten wir bei so vielen Vorteilen gleich bei euch mittrainieren.
(Lacht) Klar, warum nicht. Dann lernt ihr auch gleich meine Vereinskolleginnen und -kollegen kennen. Ihr werdet sofort merken, dass Laufen mit anderen richtig Spaß macht. Ich bin zwar Individualsportlerin, brauche aber natürlich auch die Gemeinschaft mit anderen. Und die habe ich von Anfang an immer in meinen Vereinen gefunden. Viele Vereinsmitglieder sind im Laufe der Zeit enge Freunde geworden und auch mein Freund läuft im selben Verein wie ich.
Ein absoluter Höhepunkt soll für Läufer das sogenannte „Runner’s High“ sein. Hast du das schon einmal gespürt?
Ja, sogar öfter. An das erste Mal erinnere ich mich noch ganz genau, das war damals, als ich die Norm für die deutschen Jugendmeisterschaften geschafft habe. Ich hatte das vorher mindestens zehnmal probiert, aber die Zielzeit immer knapp verpasst. Dann kam eben dieser eine Wettkampf und ich habe mich schon beim Start richtig gut gefühlt. Danach bin ich einfach nur gelaufen, war total entspannt dabei – und dann hat’s einfach geklappt. Ein unglaublich schönes Gefühl.

Hört sich gut an. Gibt es neben all den schönen Seiten deines Lieblingssports auch Dinge, die dich beim Laufen nerven?
Eigentlich recht wenige. Oft sind es äußere Umstände, zum Beispiel Autofahrer, die keine Rücksicht auf mich nehmen, an Ampeln zum Beispiel. Oder dass zu viele Leute auf meiner Trainingsstrecke unterwegs sind. Dann muss ich ständig ausweichen und verliere dabei den Rhythmus. Lässt sich aber nicht vermeiden und ganz so schlimm ist es nun auch wieder nicht. Viel eher belastet es mich, wenn ich immer wieder mal auf Unverständnis treffe, dass ich Laufen als Leistungssport betreibe. Wenn jemand sagt, dass er engagierter Fußballer ist, wird das sofort von allen verstanden, aber mit Laufen als Leistungssport können viele offensichtlich nichts anfangen, da es nicht so nahbar ist wie etwa Fußball. Ich fände es schön, wenn die Menschen besser verstehen könnten, warum ich das Ganze mache. Vielleicht hilft ja dieser Artikel dabei.
Hier ist deine Chance, Franziska.
Jede Läuferin und jeder Läufer, die beziehungsweise der das Laufen als Leistungssport betreibt, hat eigene, persönliche Ziele – sei es, eine bestimmte Zeit zu erreichen oder sich für eine Meisterschaft zu qualifizieren. So ist das auch bei mir. Trotzdem werde ich immer wieder mal mit Weltrekordlern oder Olympiasiegern verglichen und dann kommt sofort die Frage: „Und wie schnell bist du?“ Ich bin aber keine Profi-Sportlerin, die mit dem Sport ihren Lebensunterhalt verdient, sondern waschechte Amateurin, und ich habe völlig andere Maßstäbe für meinen Erfolg.
„Man hat eine coole Zeit miteinander und ich denke jedes Mal, wie schön es ist, dass der Sport uns alle verbindet.“
FRANZISKA DINKELBORG
Was sind deine persönlichen Highlights in einer Saison?
Das sind ganz klar die Wochenendfahrten mit den Vereinen, das war schon immer so. Es macht einfach unglaublich viel Spaß, mit dem ganzen Team auf Tour zu gehen, neue Städte zu entdecken und bei den Wettkämpfen neue Leute kennenzulernen. Man hat eine coole Zeit miteinander und ich denke jedes Mal, wie schön es ist, dass der Sport uns alle verbindet.
Wie würdest du einer Nicht-Läuferin deinen Sport schmackhaft machen und wie steigt man am besten ins Laufen ein?
Im Münsterland gibt es eine sehr große Laufcommunity und viele Laufgruppen. Um da mitzumachen, muss man nicht besonders schnell sein, sondern man trifft immer auch langsame Läufer, die mit einem zusammen unterwegs sein möchten. Dabei lernt man nicht nur neue Leute kennen, sondern erfährt beim gemeinsamen Laufen auch viel über sich selbst. Man wird schon nach kurzer Zeit schneller und ausdauernder, hat die ersten kleinen Erfolge und spürt, dass man beim Laufen immer mehr Abstand von den Problemen des Alltags bekommt, auf die wir im Leben viel zu oft fokussieren. Wenn du an der frischen Luft läufst, kriegst du den Kopf wieder klar. Das wusste übrigens auch schon meine Mutter. Wenn ich als Kind mal schlechte Laune hatte, sagte sie immer: „Geh mal ’ne Runde laufen, Franziska.“
Vielen Dank für das Gespräch, Franziska. Beim nächsten Treffen bringen wir unsere Laufschuhe mit!